Flüchtlingspolitik in Europa war Thema bei „Wolbeck fragt“ 2023

Flüchtlingspolitik in Europa war Thema bei „Wolbeck fragt“ 2023

Münster-Wolbeck (pm SPD). Die Wolbecker SPD veranstaltete am 29.11.2023 in ihrer Reihe „Wolbeck fragt“ eine Gesprächsrunde zum Thema „Grenzen und Möglichkeiten. Welche Zukunft hat die Flüchtlingspolitik in Europa?“

Unter der Leitung von Rainer Wagner diskutierten Madita Fester (Kandidatin Münster für die Europawahl 2024), Christoph Strässer (früherer Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe) und Kurt Pölling (Ökumenischer Flüchtlingsarbeitskreis Südost) mit den Gästen über eine Problematik, die in Zukunft für das Funktionieren einer menschenwürdigen Gesellschaft immer wichtiger werden wird, die aber im Moment durch viele Fehlinformationen und Vorurteile bestimmt ist.

Zunächst wurden einige Zahlen in den Raum gestellt, die zur Versachlichung der Thematik beitragen sollten. In diesem Jahre gab es bis heute 286 638 Asylanträge, dies bedeutet einen starken Anstieg gegenüber 2022, aber bei weitem nicht vergleichbar mit den Zahlen von 2015/16.

23,8 Millionen Menschen leben mit Migrationshintergrund in Deutschland, das sind 28,7 Prozent der Bevölkerung. Deutschland ist im europäischen Vergleich das Zielland Nr.1 für die Einwanderung. Der Anteil der Migranten aus arabischen Ländern liegt bei 1,5 Millionen Menschen. Bei einer Umfrage wurde von den Befragten der Anteil um ein Vielfaches höher eingeschätzt.

Christoph Strässer erläuterte zu Anfang das Dublin-Abkommen. Es habe zur Folge, dass die Flüchtlingsströme in Europa unterschiedlich verteilt werden, da die einzelnen Länder unterschiedliche Außengrenzen haben. Dadurch ergebe sich auch die uneinheitliche Zuordnung in europäische Staaten, zumal einige Länder die solidarische Verteilung strikt ablehnen würden. Daraus ergäben sich natürlich auch für die jeweiligen Kommunen Probleme, die aber nicht allein auf die Flüchtlingszahlen zurückzuführen seien, sondern auf den hohen Personalmangel in den Kommunen.

Zum Thema.:  „Grenzen und Möglichkeiten. Welche Zukunft hat die Flüchtlingspolitik in Europa?“

Europawahlen 2024

Madita Fester ging dann in Bezug auf die im kommenden Juni anstehenden Europawahlen darauf ein, wie mit einer konsequenten, aber menschlich und ethisch vertretbaren Politik verhindert werden könne, dass die Populisten aus dem rechten und linken Lager so stark würden, dass eine gemeinsame Vorgehensweise in der Flüchtlingspolitik unmöglich wird. Ein Erstarken der Rechten würde kein einziges Problem beseitigen, sondern eher verstärken.

Betreuung und Hilfe für Geflüchtete in Wolbeck

Kurt Pölling berichtete von seiner Erfahrung bei den überaus erfolgreichen Aktionen bei der Betreuung und Hilfe für Geflüchtete in Wolbeck. Die ehrenamtlich Tätigen hätten ein gutes Verhältnis zu den Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern entwickelt, die Unterstützung aus der Bevölkerung sei sehr erfreulich. Leider würde in den Medien sehr oft über die Probleme der Flüchtlingsbetreuung berichtet, die viele positiven Beispiele für Betreuung und Integration fänden sehr oft keine Erwähnung.

Weitere Hilfsangebote für Flüchtlinge?

In der Diskussion mit den Anwesenden ging es vor allem um weitere Hilfsangebote für Flüchtlinge, Sprachkurse wurden angesprochen, aber auch die bürokratischen Hindernisse bei der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Auf die Frage, warum so viele Menschen Vorurteile und sogar Angst gegenüber Fremden hätten, konnte auch nur ansatzweise eine Antwort gegeben werden. Vorurteile und Angst gegenüber dem Fremden ist ein ganz altes Phänomen der Menschheitsgeschichte. Einig war man sich darüber, dass Deutschland in Zukunft unbedingt auf die Migration angewiesen sein wird. Kurt Pölling zählte zum Schluss auf, in wie vielen Berufen in unserem Land Arbeitskräfte fehlen. Ohne Migration werden in Zukunft viele Berufe nicht mehr umfassend für die Bevölkerung tätig sein können. Nur durch ein verstärktes Engagement bei der Integration von geflüchteten Menschen könne unser Sozialwesen in der Zukunft überleben. Aufgabe der Politik muss es sein, die Menschen von dieser großen Chance für unser Land zu überzeugen.