Podcast zum Aktionstag gegen Gewalt an Frauen am 25. November 2023

Rechtwissenschaftlerin Leonie Steinl über Gewaltmotive an Frauen und Entwicklungen im Strafrecht

Jede dritte Frau in Deutschland wird im Laufe ihres Lebens Opfer von physischer oder sexualisierter Gewalt. Häufig werden die Taten verschwiegen oder bagatellisiert. Aus diesem Grund findet jährlich am 25. November der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen statt. Welche Rolle in diesem Kontext die rechtlichen Konsequenzen für Gewalttaten spielen, erklärt Leonie Steinl, Professorin für Strafrecht, Internationales Strafrecht und interdisziplinäre Rechtsforschung, im neuen Podcast der Universität Münster.

Hassreden oder Vergewaltigungsdrohungen im Internet

Problematisch sei es, dass viele Menschen beim Thema Gewalt an Frauen vor allem an Genitalverstümmlungen oder Ehrenmorde denken. „Viel häufiger und alltäglicher sind aber Hassreden oder Vergewaltigungsdrohungen im Internet“, betont die Juristin.

Zwar habe es in den letzten Jahren einige Verbesserungen im Kampf gegen Gewalt an Frauen gegeben. „Ein Fortschritt ist die Verschärfung des Sexualstrafrechts im Jahr 2017 mit dem neu eingeführten Grundsatz ‚Nein heißt nein’. Die Ereignisse der Silvesternacht in Köln haben damals gezeigt, dass es keinen Straftatbestand für diese Art von Vorfällen gab“, erläutert die Juristin. Solche Leerstellen würden immer wieder auftauchen – vor allem durch die Digitalisierung. „Entwicklungen wie Cyberstalking sind beispielsweise ein relativ neues Phänomen, was erstmal im Strafgesetz erfasst werden musste.“

Strafrecht „kein Allheilmittel“

Trotzdem sei das Strafrecht aus Ihrer Sicht kein Allheilmittel. „Um Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu bekämpfen, muss ein allgemein-gesellschaftliches Bewusstsein für diese Taten entstehen.“

Umdenken – der Podcast der Universität Münster
Im Podcast der Universität Münster kommen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen zu Wort. Sie berichten über ihre Forschungsschwerpunkte, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und ihre persönliche Motivation. Alle Folgen sind auf Spotify, Deezer, Apple Podcasts und unter folgendem Link zu hören: https://www.uni-muenster.de/kommunikation/podcast/index.html