PKW-Brand in Tiefgarage: Großübung ohne Durchblick

Zuletzt aktualisiert 11. September 2023 (zuerst 25. August 2023).

Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr aus Münster-Südost üben in Großobjekt

Münster-Wolbeck (agh). Ein Fahrzeug brennt in der Tiefgarage des Bildungszentrum Gartenbau und Landwirtschaft Münster-Wolbeck, „drei bis fünf“ Personen sind vermisst – das war Teil des Szenarios der Übung für die Löschzüge Gremmendorf, Angelmodde und Wolbeck am Freitagnachmittag. Nichts an den Rahmenbedingungen war ganz neu, aber einiges deutlich verschärft. Acht Minuten nach dem Alarm treffen erste Einheiten ein.

Zugführer Johannes Lewe ist Einsatzleiter und hat viel aufzuklären und zu regeln mit den anderen beiden Zugführern. Während der Anfahrt zeigt der Blick auf das Tablet: Es liegen über das Innere des Gebäudes kaum Informationen vor. Grundriss, Zugänge – unbekannt. Aufgaben für das Befragen des Hausmeisters: Der sagt nicht alles, so steht es im Szenario. Die Leitung erfährt: Wasser ist abgeschaltet, „wegen Wartung“, Strom nicht verfügbar. Also ist das Tor der Tiefgarage nicht normal zu öffnen. Ein Erkundungstrupp macht sich bereit, dringt durch eine Tür ein, schon mit Atemschutz und Wasser im Schlauch. Kein Rauch im Erdgeschoss, aber der Schlauch muss um mehrere Ecken, bleibt hängen, erst recht die Verbindungsstücke, im Kellergeschoss ist es dunkel. Ein weiterer Schlauch, weitere Kräfte, der Gang ist eng, der Boden voll mit Schläuchen. Die Tür „Tiefgarage“ ist zu öffnen. Dahinter graues Nichts. Wie viele Fahrzeuge sind dort? Eines soll es sein. Alle Löschzüge haben Wärmebild-Kameras. Eine wird eingesetzt, sie zeigt das Fahrzeug.

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Aber es soll auch noch ein großes Fass mit brennbarem, giftigem Gefahrgut in der Tiefgarage sein. Taschenlampen leuchten keine zwei Meter weit; die Vermissten können überall sein. Die Wehrleute müssen wissen, wo sie selbst sind, wo der Vordermann, die anderen Kräfte. Auf den Knien, mit gefülltem Schlauch unter Atemschutz geht es zu zweit an der Wand entlang, an dem Fahrzeug, nahe der Wand, muss man erst einmal durchkommen. Viele Meter später findet sich eine Tür, Tageslicht dringt ein, wenig. Der Rauch steht. Ihn herauszubekommen ist nicht trivial: Es wären im Ernstfall Gase und Hitze im Spiel, die, am falschen Zugang ankommend, die Wehrleute gefährden würden.

Draußen liefert der Hausmeister spät noch den Schlüssel zu einer weiteren Tür, weit weg von den anderen, auf der anderen Seite des großen Gebäudes. Die zwei an der Außentür kriechen weiter – Fund: Ein Dummy liegt am Boden, unsichtbar wenige Meter von der Wand weg. Schnell wird er herausgezogen, die Treppe hochgetragen. Weitere Kräfte eilen heran, mit Trage, Herzmassage. Ein Helmvisier geht hoch, ein schweißüberströmtes Gesicht wird sichtbar. Gleich geht es wieder in die Tiefgarage, es fehlen noch Vermisste. Später geht der Kontakt zu einem Trupp verloren, eine Reserve wird losgeschickt.

Währenddessen haben die Löschzüge je ihre Aufgaben zugewiesen bekommen. Das Problem Wasser löste ein Löschteich, ein Hydrant war an der Münsterstraße. Im Ernstfall hätte man sie sperren müssen, wegen des Schlauchs.

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Der letzte Vermisste ist gefunden. Was wohl die Nachbesprechung bringt. Beobachter waren da, diesmal auch der Chef der Feuerwehr Münster, Gottfried Wingler-Scholz. „Man nimmt immer etwas mit“, sagt Florian Reinker.