Falkner im Park des Drostenhofs umlagert

Falkner im Park des Drostenhofs umlagert
Falke vor dem Hauptgebäude des Drostenhofes, dem Herrenhaus. Foto: A. Hasenkamp, Fotograf in Münster.

Zuletzt aktualisiert 18. Dezember 2015 (zuerst 22. August 2010).

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Münster-Wolbeck. Ein einzigartiges Schauspiel bot sich am Sonntag den vielen Besuchern des Parks des Drostenhofes. Ein Falkner war mit zehn seiner 90 Greifvögel gekommen, eingeladen vom Bürgerforum, dessen Vorsitzender Dieter Alke selbst Erfahrung mit der Falknerei hat.

Bussard, Saker-Falke, Geier …

So zeigten sich Bussard, Eule, Sakerfalke, Geier und der schnellste Vogel der Welt, der Wanderfalke, vor historischer Kulisse, dem Drostenhof. Hier, beim Adel, war diese Kunst gewachsen. Und weil sie der Jagd dient, trat auch eine Jagdhorn-Bläsergruppe auf.

Greifvögel müssen sich ernähren

Wovon die Greifvögel sich ernähren und wie das aussieht, enthalten viele Falkner bei Shows dem Publikum vor. Nicht so van Lanen: eine ganze Reihe toter Küken landeten in den Greifvögel-Mägen. Etwas anderes als rohes Fleisch vertragen sie auch nicht, erklärte der Falkner. Viele Kinder hätten wenig Bezug zur Natur, da solle man auch diese Seite zeigen. Und der Falkner ist auch „ein Jäger, nur ohne Gewehr“, so van Lanen.

Kinder lassen Greifvögel auf ihrem Arm landen

Manche Kinderseele hatte das Ende der Küken sichtlich berührt. Doch sie schienen es dann zu verzeihen. Van Lanen bot Kindern und Älteren viel Gelegenheit die Vögel zu berühren. „Wer findet Geier hässlich?“ fragte dann van Lanen und einer, der sich meldete, konnte nähere Bekanntschaft mit dem rotgesichtigen Vogel machen. Zehn Kinder stellten sich mit gespreizten Beinen hintereinander, und Geier „Pinokkio“ ging in die Gasse, um sich sein Futter zu holen.  Van Lanens Sympathie-Werbung für die Kahlköpfe funktionierte: Nach zehn Minuten Bekanntschaft sah das Publikum die Geier anders, nicht mehr hässlich.

Greifvögel landen auf Kinder-Armen

Mehrere Kinder nutzten die Gelegenheit, einen der Vögel auf dem dicken Leder-Handschuh ihrer linken Hand landen zu lassen. Von Angst keine Rede. Nur wenn die Flieger plötzlich ganz in der Nähe flügelschlagend auf Falkner oder ihre Mahlzeit auftauchten, zog das Publikum den Kopf weg.
Aber der Mensch passt nicht in das Beutespektrum der Greifvögel, diese Information des Falkners war gut angenommen worden. Nur der Geier war recht schwer zu stemmen.
falke-wolbeck-drostenhof-20100822-9596Lautlos fliegt die Eule: das war nicht ganz leicht zu prüfen – die fliegenden Schönheiten hatten viele Fotografen angelockt und emsiges Klicken begleitete den majestätischen Flug.

Flugkünstler mit Eigensinn

Beachtliche Gelassenheit zeigten die Vögel angesichts der vielen Neugierigen, ihre Schönheit, Flugkunst und auch Eigensinn. Da verschwand die Eule schon mal eine Weile in der Ruhe eines Baumes, ein anderer ließ sich auf dem Drostenhof nieder.

Wie van Lanen Falkner wurde

Falkner Ivo van Lanen, 45,  aus Langenboom bei Nimwegenkam nicht durch ein Vorbild in der Familie zur Falknerei, sondern im Alter von 16 Jahren durch ein Buch. „Man muss fanatisch sein“, sonst hält man den Weg nicht durch, meinte er. Die Verantwortung für die Tiere ist groß und es fällt ständig Arbeit an, die nicht immer angenehm und schön ist. Seine rechte Hand, von allerlei Narben geziert, zeigt: beim Umgang mit soviel Schnäbel und Krallen, die töten können, muss man auch etwas einstecken können. Obwohl die Vögel keine böse Absicht dabei haben. Sie sehen ihn eher als Vater. Denn er hat sie gezogen, es sind keine Wildfänge.
Van Lanen und seine Frau, ebenfalls Falknerin, züchten auch. 1992 machte er die Falknerei zum Beruf. Die Vögel schützen Gebäude und Flughäfen vor Vögeln wie Tauben oder fangen Kaninchen,  zeigen ihre Kunst bei Shows in den Niederlanden, Deutschland und Belgien, oder finden Käufer bis nach Quatar.

Einige andere Attraktionen speziell für Kinder bietet das Bürgerforum am 5. September bei seinem Kinderfest auf dem Parkplatz vor Wiewel.

Foto-Galerie zur Greifvögel-Schau in Wolbeck 2010 online