Wanderausstellung „Vergessenen begegnen – NS-Opfer aus dem Münsterland“ im Wolbecker Schulzentrum

Wanderausstellung „Vergessenen begegnen – NS-Opfer aus dem Münsterland“ im Wolbecker Schulzentrum
Wander-Ausstellung m Stern 5 des Gymnasiums Wolbeck. Foto: A. Hasenkamp.

Eine Ausstellung im Stil eines Büros, voll mit Aktenschränken und Schubladen, erzählt die Geschichten von NS-Opfern aus dem Münsterland, darunter Menschen verschiedener Opfergruppen des NS-Regimes. Schülerinnen und Schüler erleben die Ausstellung als lebendig und nah, dank persönlicher Einblicke und Hintergrundinformationen. Für viele ist es eine neue Perspektive auf die Geschichte, die sie mitnehmen und weiterdenken wollen. Trotz des textlastigen Formats schätzen Lehrkräfte und Schüler die Ausstellung als motivierend und intensiv in der Auseinandersetzung mit einem oft vernachlässigten Teil der Geschichte.

(Zusammengefasst durch chatGPT 3.5)

Münster-Wolbeck (agh). Wie in einem Büro sieht es aus, eines mit vielen Aktenschränken, Aktenordnern, Schubladen, grau, auf Tischen sind Bilder und Texte, Kopfhörer, je ein Name. Irmgard Heiss zum Beispiel. So ist die Ausstellung gestaltet, die mit dem Titel „Vergessenen begegnen – NS-Opfer aus dem Münsterland“ seit 2022 u.a. zu Schulen und ins Polizeipräsidium Münster wanderte, zuerst in der Bürgerhalle der Bezirksregierung. Sie kam auch in das Schulzentrum Wolbeck. Die Ausstellung, gerade wieder abgebaut und nun auf dem Weg ins Kloster Bentlage, war ein Angebot für alle drei Schulen im Zentrum, Realschule, Hauptschule, und Gymnasium.

Besucher lesen und hören von besonderen Menschen und ihren Schicksalen. Alle gehören einer der Opfergruppen des NS-Regimes an, sog. „Asoziale“, Homosexuelle, sogenannte „Kriegsverräter“, Opfer der sog. „Euthanasie“ wie Heiss, Politischer Widerstand, Roma und Sinti, Zeugen Jehovas und Zwangsarbeiter. Je ein Leben erschließt eine Gruppe.

Aus einem Geschichts-Kurs der Q2 äußern sich über ihr Erleben von „Vergessenen begegnen“ Ole Bogatzki, Pia Stapel und Hannah Schulte. Bogatzki sieht es als Gelegenheit, exemplarisch zu lernen, es sei ein „anderer Eindruck als immer nur im Schulbuch lesen zu müssen“, „es war relativ lebhaft dadurch“, „man konnte selbst erkunden“. Stapel stimmt zu und ergänzt. Es war nur eine knappe Stunde, aber viel interessanter als im Schulbuch, weil man Hintergrundinformationen in den „Schubladen“ finden konnte, man sei „näher dran“ gewesen. Einzelne Begriffe habe sie nachgeschlagen“, „wir hatten ja unsere iPads dabei“.

Für Bogatzki ist das Geschehen jetzt besser vorstellbar. „Was da passiert ist, ist ja gar nicht greifbar für uns“, „super abstrakt“. „Wir machen’s relativ viel, was auch gut ist“, er nehme „Denkanstöße“ für weiteren Unterricht mit. Schulte erfuhr, wie die Tötung in der Aktion T4 gegenüber den Angehörigen „sehr aktiv verschleiert wurde“ und wie Menschen als Opfer ausgesucht wurden, wenn sie etwa für „die Nazis als nicht brauchbar“ galten. Auch Kinder, die nur häufig krank waren, sagt Schulte. Euthanasie stand in diesem Jahr im Vordergrund des Holocaust-Gedenktages, an dem sich auch münsterische Schulen beteiligten.

Die neunten und zehnten Klassen der Hauptschule waren alle in der Ausstellung, erzählt Peter Washausen, Leiter der Schule. Die neunten Klassen hatten die NS-Zeit noch nicht im Unterricht, für sie war der Einstieg schwierig. „Aber es ging.“ Ein Besuch der Villa-ten-Hompel gehört für die Neuner zum Schulprogramm, so Washausen. Die Zehner hatten auf ihrer Klassenfahrt nach Berlin auch das Holocaust-Denkmal besucht, sie seien sehr interessiert und von den Schicksalen berührt gewesen. Die Ausstellung sei mit „Liebe zum Detail“ gemacht, allerdings auch „textlastig“. Er begrüßt die Aktion. Schüler würden häufig Fragen an ihn richten, ob zu Konflikten in Nahost oder jetzt zu den Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und AfD.

In kleinen Gruppen gingen Schüler der 10en Klassen der Realschule mit ihren Geschichtslehrerinnen Ruth Beckmann und Vera Löhr in das Thema. Mit der NS-Zeit beginne man gerade im Unterricht. „Sehr konzentriert“ hätten die Schüler in Teams an je einem Schicksal gearbeitet. „Die Nachbereitung war sehr intensiv.“ Die hier betrachteten Gruppen kämen „sonst meistens zu kurz“, so Beckmann. Für die Schüler sei der Zugang über einzelne Menschen „sehr motivierend“ gewesen.

Dass die an der „Münster School of Design“ gestaltete Ausstellung in das Schulzentrum in Wolbeck gelangte, ist doppelter Zufall. Ein Initiator, Peter Schilling vom Verein „Spuren finden“ war früher Lehrer am Gymnasium Wolbeck, und stellte den Kontakt her. Ein Raum war im von Raumnot geplagten Schulzentrum frei, weil die Umstellung von G12 auf G13 noch bevorsteht. So griff man beim Gymnasium trotz der Kurzfristigkeit zu.

Weitere Informationen zur Wanderausstellung:

Darstellungen und Berichte:

https://www.wn.de/muensterland/kreis-coesfeld/havixbeck/gedenken-an-vergessene-opfer-2689137?pid=true

https://www.bezreg-muenster.de/de/presse/2022/2022-05-27_ausstellung_vergessen_begegnen/index.html

https://www.stadt-muenster.de/villa-ten-hompel/vergessenen-begegnen

Station Rheine/Kloster Bentlage, ab 3.2. ?? 20.2.2024: https://www.kloster-bentlage.de/veranstaltung/vergessenen-begegnen-ns-opfer-aus-dem-muensterland/2024-02-20/

http://stolpersteine-steinfurt.de/vergessenen-begegnen2023/