Fotokunst, die die Menschen in den Mittelpunkt stellt

Fotokunst, die die Menschen in den Mittelpunkt stellt
Fotograf Ralf Emmerich im Stadtmuseum, das eine Auswahl seiner Aufnahmen aus den Jahren 1977 bis 2023 zeigt. Foto: Stadtmuseum Münster.

Ausstellung „Ralf Emmerich – Fotografien 1977–2023“ läuft vom 14. März bis zum 1. September 2024 im Stadtmuseum / Facettenreicher Einblick in reichhaltige Sammlung

Münster (SMS). Im November 2020 hat das Stadtmuseum den umfangreichen analogen wie digitalen Bestand des Fotografen Ralf Emmerich in seine Sammlung Fotografie aufnehmen können. Jetzt eröffnet eine Ausstellung einen facettenreichen Blick auf das fotografische Werk des 1956 in Münster geborenen Fotografen. Anhand ausgewählter Arbeiten, die in über vierzig Jahren entstanden sind, können Besucherinnen und Besucher vom 14. März bis zum 1. September Einblick in sein Schaffen erhalten.

Nachdem Ralf Emmerich sein Geografie-Studium an der Universität Münster abgebrochen hatte, entschied er sich 1978 für eine Fotografenausbildung. Als freiberuflicher Fotograf arbeitet Emmerich seit 1986, entwickelt eigene Projekte, macht Reisen. Aus dem großen Fotofundus, der daraus entstand, hat das Stadtmuseum eine Auswahl getroffen, die eine Art Lebenswerk präsentiert. Die Ausstellung umfasst einen Zeitraum von 46 Jahren Fotografie. Die ältesten Bilder entstanden auf einer Reise in die Bretagne, die jüngsten Fotos erst vor einigen Monaten auf Rügen. Die minimalistischen Aufnahmen von der Ostsee zeigen Meer, Horizont, Wolken, ab und zu ein Schiff oder ein paar Vögel – Farbfotos von großer Brillanz und Schärfe.

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Fischverkäuferin und Mädchen, Cabo Verde (Santo Antão) 2007. Foto: Ralf Emmerich / Sammlung Stadtmuseum.

Daneben gibt es eine größere Serie von Fotos, die auf dem Wochenmarkt am Dom entstanden. Ralf Emmerich fotografiert dort bis heute. In der Ausstellung sind alte Schwarzweiß-Motive zu sehen – aus Zeiten mit Verkaufsständen aus Holzböcken und Planken für die Kartoffelsäcke und das Gemüse der Bauern vor Ort. Das Geld der Kunden verschwand in Zigarrenkisten.

Den Großteil der Schau im Stadtmuseum macht die Reisefotografie aus – Bilder aus Burma, Syrien, Usbekistan, Frankreich, Kosovo, Israel/Palästina, Westafrika und Nicaragua. „Sehenswürdigkeiten“ entdeckt man hier selten, es sind die Menschen, die Ralf Emmerich interessieren und ihm ihr Vertrauen schenken. Ausdrucksstark, würdevoll und selbstbewusst blicken sie auf die Besucherinnen und Besucher.

Besonders wichtig sind dem Fotografen zwei Serien aus seiner Arbeit. Da sind zum einen Porträts von Überlebenden des Holocaust aus Münster, die er Anfang des Jahrtausends in Zusammenarbeit mit der Villa ten Hompel und den Historikerinnen Gisela Möllenhoff und Rita Schlautmann-Overmeyer erarbeitete. Die andere Serie wird im Stadtmuseum zum ersten Mal überhaupt präsentiert. Sie zeigt Fotos eines kleinen Mädchens, eine Zufallsbegegnung auf einem Schiff im Jahr 1979, bei der Überfahrt von Piräus nach Kreta. „Dies war meine erste Fotoserie überhaupt“, sagt der Fotograf. „Sie ergab sich spontan und ohne darüber nachzudenken, wie ein magisches Geschenk“. Leicht und unmittelbar wirken diese Aufnahmen.

Die letzte Fotoserie entstand unter Corona-Bedingungen, eine melancholische und meditative Arbeit zum Thema Stille, streng konzeptionell. Sie speist sich aus dem reichhaltigen Archiv des Fotografen. Keines der Bilder fertigte Emmerich eigens für diese Serie an. Sämtliche Aufnahmen suchte er einzig und allein zu diesem Thema aus seinem Archiv heraus und stellte sie ursprünglich zu einem Buch zusammen.

“Mit den Fotografien, die Ralf Emmerich über fast 50 Jahren gefertigt hat, verfügt das Stadtmuseum über einen großen dokumentarischen und künstlerischen Schatz”, sagt Museumsleiterin Dr. Barbara Rommé. “Gemessen an der Vielzahl der Aufnahmen zeigt diese erste Ausstellung natürlich nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Schaffen Ralf Emmerichs – eröffnet aber dennoch eine große thematische Bandbreite.”

Die Ausstellung „Ralf Emmerich – Fotografien 1977–2023“ läuft bis zum 1. September im Stadtmuseum Münster. Geöffnet ist sie dienstags, donnerstags und freitags von 10 bis 18 Uhr sowie mittwochs, samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr. Weitere Informationen online unter www.stadt-muenster.de/museum.