Verstörende Attribute gutbürgerlicher Porträts

Ausstellung von Ulrich Kügler im Gallitzin-Haus in Angelmodde bis zum 11.6.0223

Münster-Angelmodde. Wenn Rot Schwarz sein soll und aus dem versprochenen Dialog anderes wird, kann eine Vernissage nicht langweilig werden. Am Sonntagnachmittag öffnete im Gallitzin Haus die Ausstellung von Gemälden und Objekten des „Bildhauers und Malers“ Ulrich Kügler aus Minden. Neben viel Familie, vielen Kindern, einigen Angelmoddern aus dem Kreis des Veranstalters, der Heimatfreunde Angelmodde, sowie dem Kurator Hans-Georg Dornhege, war auch Bernhard Sprute mit seiner Frau Rosemarie gekommen, beide Künstler, aus Bad Oeynhausen. Sprute – „Ich kenne ihn über 30 Jahre und spreche ständig mit ihm“ – sollte die Bildwelt Küglers im Dialog mit ihm für das Publikum erschließen. „Es bietet sich ja an, auf das Haus zu reagieren“, so Sprute, und tatsächlich nutzt die Hängung das Fachwerk und die Deckenhöhe. Im Dachgeschoss ist ein Bodenobjekt mit zwei Gemälden verknüpft.

Die Motivwelt sind vordergründig Portraits, von Jungen und Mädchen, auch der Fürstin Gallitzin, doch zumeist offensichtlich anders – mit verbundenen Augen, Händen vor dem Gesicht, sanft schlummernd. Das auf den Begriff zu bringen, unternahmen die beiden und es gewann an Fahrt und Pointen, als sich der Kurator vehement, lebendig, thesenstark und ausdauernd einmischte. Gutbürgerliche Portraitkunst habe die Einladungskarte erwarten lassen, so Dornhege, doch wirklich sei dies eine ironische Distanz von jenem Portraitkonzept. Doppelbödigkeit präge Küglers Werke. Seine Malerei „exzellent“, sensible, feine Farbverläufe, verknüpft mit konstrastierenden Formelementen. Und Dornhege wies die Gäste auch sogleich auf entsprechende Beispiele hin – die hingen im Hauptraum bis unter die Decke. Entdecken lasse sich in Küglers Portraits auch Ambivalenz: „gegen das Friedlich-Liebevolle das Provokant-Ironische“, in Gestalt grell kontrastierender Elemente, durch verstörende Attribute und durch „verzerrte Mimiken“. So kämen die Bilder „nicht zur Ruhe“, sie hätten ein dynamisches Gleichgewicht. Ein Bildelement eines Portraits verweist auf ein Kugelobjekt ihm gegenüber, und auf das Weltall.

Am 11. Juni schließt die Ausstellung mit einer Finissage, wieder von 16 bis 18 Uhr im Gallitzin-Haus.

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Portraits voller Dynamik, Dramatik und Verweise – entsprechend dynamisch geriet der einführende Dialog zum Trialog von Ulrich Kügler, Bernhard Sprute und Hans-Georg Dornhege. Foto: anh.