Firmen im Münsterland auf Wachstumskurs

Die Wirtschaft im IHK-Bezirk Nord Westfalen ist so zufrieden wie seit 15 Jahren nicht mehr. 36 Prozent der Unternehmen im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region beurteilen ihre derzeitige Geschäftslage mit gut, nur noch jeder zehnte Betrieb bezeichnet sie als schlecht. Und: Das Stimmungshoch, das die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen heute (29. September) in Münster bei der Vorstellung der aktuellen Konjunkturumfrage am 29. September 2006 bilanzierte, könnte sogar ins nächste Jahr reichen.

"Eine positive Wachstumsüberraschung ist nicht ausgeschlossen", betonte IHK-Präsident Hubert Ruthmann. Denn die Einschätzung der Unternehmen, wie sich die Konjunktur in den nächsten Monaten entwickeln wird, ist gegenüber der letzten Umfrage unverändert: Mehr als ein Viertel der Unternehmen erwartet eine weitere Aufwärtsentwicklung, nur 14 Prozent eine Verschlechterung. Der anhaltende Optimismus in der regionalen Wirtschaft ist für die IHK "bemerkenswert". Nicht nur, weil die meisten Prognosen von einem spürbaren Dämpfer ausgehen, wie Ruthmann unterstrich, sondern weil "die Risiken für die Konjunktur von den Unternehmen deutlich gesehen werden". Alles hängt demnach von der Politik ab.

Eine Rücknahme der umstrittenen Mehrwertsteuererhöhung, die die IHK-Vollversammlung schon im Juni gefordert hatte, ist für Ruthmann zwar unwahrscheinlich. "Doch sollten die kräftig sprudelnden Steuerereinnahmen zu einer stärkeren Absenkung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung genutzt werden", empfahl der IHK-Präsident mit Nachdruck – nämlich um 2,5 Prozentpunkte statt nur um zwei. Es bleibt also spannend und eine offene Frage, meint Ruthmann, "inwieweit die dämpfenden Effekte aus nachlassendem Exportwachstum und Mehrwertsteuererhöhung durch eine stimulierte Binnennachfrage ausgeglichen werden können".

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Das gegenwärtig herrschende Stimmungshoch spiegelt sich auch im Konjunkturklima-Indikator der IHK wider. Der Wert, der als Saldo aus aktueller Lagebeurteilung und Zukunftserwartungen errechnet wird, stieg von 110 auf 119 Punkte – ein Wert, den die Wirtschaft im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region zuletzt beim Wiedervereinigungsboom erreicht hatte.

Lage der Bauwirtschaft besser

Auch die Lage der Bauwirtschaft ist nach den Umfrageergebnissen "spürbar besser, wenngleich noch nicht befriedigend". Abzulesen ist das an der Abnahme des Negativsaldos aus Gut- und Schlechtmeldungen in dieser Branche von minus 36 auf minus 17 Punkte innerhalb eines halben Jahres. Im Bereich Handel und Verkehr beurteilen 38 Prozent ihre Situation als gut, auch wenn bei näherer Betrachtung deutlich wird, "dass diese Verbesserung im wesentlichen dem Großhandel und dem Verkehrsbereich zuzuschreiben ist, während sich die Aufwärtsentwicklung im Einzelhandel eher schleppend vollzieht". Hier beurteilt immer noch ein Drittel der Geschäfte die Lage als schlecht. Am besten beurteilen die Industrieunternehmen ihre Lage: 40 Prozent sagen hier, dass es ihnen "gut" geht.

Export beflügelt Binnennachfrage im Münsterland und  der Emscher-Lippe-Region

"Die Exportkonjunktur hat auch im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region die Binnennachfrage beflügelt", erläuterte Ruthmann die bisherige Impulsrichtung. Ohne das Auslandsgeschäft mit einem Wachstum von neun Prozent im IHK-Bezirk Nord Westfalen allein im ersten Halbjahr 2006 wäre die Belebung "nicht vorstellbar" gewesen. Nach Einschätzung der Unternehmen wird sich das gute Auslandsgeschäft fortsetzen, wenn auch abgeschwächt: Der Teil der Unternehmen, der von einer weiteren Verbesserung des Außenhandels ausgeht, ist um vier Prozentpunkte auf 31 gesunken.

Investitionsbereitschaft der Unternehmen höher

Für die ansteigende Binnennachfrage entscheidend, so die IHK, war und ist das Übergreifen des florierenden Exports auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Fast jedes dritte Unternehmen will die Investitionen im Inland erhöhen, "so dass auch von dieser Seite die Konjunktur angeschoben wird". Kräftige Impulse für den Arbeitsmarkt erwartet die IHK Nord Westfalen deshalb jedoch nicht, auch wenn Ende 2005 erstmals seit vier Jahren wieder ein minimaler Zuwachs von 0,1 Prozent bei der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zu verzeichnen war. Der Saldo von Unternehmen, die Neueinstellungen vornehmen bzw. Stellen abbauen wollen, bleibt trotz eines leichten Anstiegs von minus 21 auf minus 16 im roten Bereich.