Ehepartner? Elternsache!

Münster-Wolbeck. Zu weite Kleider, zu enge Schuhe kurz vor der Hochzeit – alles fügte sich zur rechten Zeit in Indien. Das Trio Ingrid Sieverding, Christa und Ulrich Zurmühl hatte viel erlebt bei einer besonderen Hilfsmission des ÖWK in Südindien  vom 28. Oktober bis zum 9. November 2009.

Davon erzählte das Trio am Donnerstagabend im Pfarrsaal der evangelischen Gemeinde in Wolbeck einem knappen Dutzend Gästen, mit viel menschlichen Details und unterfüttert von etwas Statistik für den Blick auf das Ganze. Unter aufmerksamen Gästen war Norbert Sudmann, der bei vielen seiner musikalischen Auftritte  für die Kinder dort gesammelt hatte.

Auch viele andere haben gespendet. Die Spenden aus Wolbeck sind angekommen: Ein Bus, um AIDS-infizierten Waisenkindern in Thailapuram den Schul-Transport zu erleichtern, war das Ziel gewesen, und dank der Spenden aus dem Münsterland war der  Bus größer ausgefallen als erwartet. Eine Sensation für die Kinder dort im „Home of Hope for Special Children“, die zuvor zu 40 in einem Gefährt für 16 unterwegs gewesen waren. Blau und weiß gestrichen, mit bunten Luftballons behangen stand er in Südindien; Sieverding konnte das Band durchschneiden – dann stürmten die Jungen den Bus. Die Kinder gehören zu den über 400 Schützlingen von Pastor Gunasekaran, mit denen Ulrich und Christa Zurmühl seit nun 30 Jahren verbunden sind. Ulrich Zurmühls Patenkind wurde anglikanischer Pastor in der südindischen Kirche, seine und seiner Frau Victoria Kinder nannte er „Ulrich“, „Heinrich“ und „Friedrich“ – ein Kuriosum und für Inder ein Zungenbrecher. Der Älteste heiratete im November und dazu mussten Zurmühls anreisen – sie gehören zur Familie.

Vieles ist anders dort, vom Bananenblatt als Teller-Ersatz bis zur Heirats-Anbahnung. Die Eltern sind es, die einen passenden Partner aussuchen. Dazu sagte der Bräutigam laut Sieverding: „Unsere Elten sind die, die uns am besten kennen. Sie werden schon die Richtigen für uns aussuchen.“ So kamen die Gäste und die Reisenden bald ins Staunen und in ein angeregtes Gespräch. Dabei ging es auch um ein Grundstück, in dessen Kauf Spendengelder der Christus-Kirchengemeinde geflossen sind: in der Oase am Fluss soll ein Altenheim entstehen. Denn auch in Indien wandeln sich die Strukturen der Familien.