„Shabe Yalda“ vereint zum kürzesten Tag des Jahres

„Shabe Yalda“ vereint zum kürzesten Tag des Jahres
Gleich wird viel gesungen: Man feiert Shabe Yalda gesellig mit speziellem Obst und Poesie. Foto: A. Hasenkamp.

Persische Schule veranstaltet geselliges Fest mit Musik, Poesie und Essen

Münster-Hiltrup (agh). Am Donnerstag war der kürzeste Tag des Jahres. Acht Schüler proben am Samstagnachmittag im Saal des Pfarrzentrums St. Marien, eines ihrer Lieder dreht sich ganz um Buchstaben, gleich sollen Eltern, Verwandte und Lehrerinnen zusammenkommen, zum Fest „Shabe Yalda“. In ihrer Schule haben sich die Schülerinnen und Schüler nie gesehen, wenn sie sich auch über Treffen der Familien in Münster kennen. Ihre Schule findet ganz online statt, und die Lehrerinnen arbeiten ehrenamtlich. Es gibt nicht einmal eine Vereinsstruktur für die privaten Arrangements. Eins-zu-eins findet der Unterricht statt. Hier wird Persisch gelernt, „Farsi“. Die meisten Schüler sind Kinder von Eltern mit wenigstens einem Elternteil aus dem Iran, andere stoßen als Erwachsene aus privatem oder beruflichem Interesse dazu. Die meisten der etwa 30 Schüler wohnen im Münsterland. Ebenfalls dabei ist Shouresh Shakibapour, 43, sie geht in die zweite Klasse. Als Fünfjährige war sie nach Deutschland gekommen und nutzt nun eine der Möglichkeiten, in Münster Farsi zu lernen oder zu verbessern. Die Sprache ist kompliziert, sagt Shakibapour, und nennt Beispiele: Für das gesprochene „H“ gebe es sechs Möglichkeiten, es zu schreiben, je nach Wort. Da muss man es mal gelesen haben. Bei ihr sei das Diktat „eine Katastrophe“. Oft müsse man ein „i“ schreiben, aber ein „a“ sprechen.

Die Stuhlreihen im Saale füllen sich, gegenüber vor der Wand steht ein niedriger Tisch, dessen Last symbolgeladen ist. Neben dem Samowar steht eine Schale mit Obst. Granatäpfel und eine Wassermelone sind u.a. darin: Das Rot steht für Liebe und Leben, so Sahar Moghadam. So symbolgeladen ist die Melone, sagt sie, dass einige im Iran im Sommer eine letzte Melone für Shabe Yalda aufheben. Ein großes, schweres Buch enthält Gedichte von Hāfez, geboren 1325, daraus soll gelesen werden. Schwer verständlich schon wegen vieler inzwischen ungebräuchlicher Wörter sei der Text, so Shakibapour. Poetisch ist er sehr lebendig. Goethe sprach von einem „außerordentlichen Mann“. Als Begleitung für das Singen sitzt hinter dem Tisch ein Mann mit einer „Zarb“, einer Trommel.

Man feiert Shabe Yalda gesellig mit speziellem Obst und Poesie
Man feiert Shabe Yalda gesellig mit speziellem Obst und Poesie

Die Feier beginnt, die Schüler singen gemeinsam und sagen einzeln Texte auf, Smartphones zeichnen auf und der Rhythmus geht ins Publikum über.
Den Anlass für das nächste Treffen liefert „Neuer Tag“, das ist der Name des Neujahrs- und Frühlingsfestes, persisch „Nouruz“, zur Tagundnachtgleiche im März. Das bewegt etwa 300 Millionen Menschen „seit mehr als 3000 Jahren auf der Balkanhalbinsel, in der Schwarzmeerregion, im Kaukasus, in Zentralasien und im Nahen Osten“, wie die Generalversammlung der Vereinten Nationen 2010 festhielt.
() Gleich wird viel gesungen: Man feiert Shabe Yalda gesellig mit speziellem Obst und Poesie. Foto: anh.