Beratung für mehr Energieeffizienz: Berlin stützt Ansatz Münsters

Geld sparen und Abhängigkeiten senken – die Beratungs-Angebote der Stadt Münster erfahren durch die aktuelle Energie-Debatte gewiss Auftrieb. Auch die Berliner Politik dürfte verstärkt darauf hinwirken, darauf lässt zumindest eine Erklärung des neuem Bundesumweltministers schließen.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel: ‚Wir wollen Weltmeister in der Energieeffizienz werden‘

Bis 2020 Energieproduktivitaet gegenueber 1990 verdoppeln

Berlin, 5. Januar 2006 – Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat als Konsequenz aus dem aktuellen Gaskonflikt zwischen Russland und der Ukraine eine ‚oekonomisch und oekologisch nachhaltige Energiestrategie‘ gefordert. ‚Im Kern stehen wir vor einer Aenderung unserer Energiepolitik‘, sagte Gabriel heute vor Journalisten in Berlin. Als gleichrangige Ziele nannte er, Versorgungssicherheit, Stabilitaet bei den Strompreisen und Erfolge im Klimaschutz zu erreichen. Der Atomenergie erteilte er diesem Zusammenhang eine klare Absage: ‚Uran ist von allen Energieressourcen die einzige, bei der Deutschland zu 100 Prozent von Importen abhaengig ist. Gleichzeitig ist Uran von allen Energieressourcen diejenige, die wir weltweit als erste erschoepft haben werden. Die Menschen, die das erleben werden, sind heute schon geboren‘, so Gabriel.

Der Bundesumweltminister mahnte, die notwendige Diskussion sachlich statt abstrakt und ideologisch motiviert fuehren. Keinerlei sachliche Beziehung bestehe zum Beispiel zwischen den Gasimporten und der Atomenergie. Denn Gas wird in Deutschland nur zu etwa 10 Prozent zur Stromerzeugung verwendet, und zwar ganz ueberwiegend in der Spitzen- und Mittellast. Ansonsten dient Gas in Deutschland der Waermeerzeugung. Atomkraftwerke dienen dagegen ausschliesslich der Stromerzeugung, und zwar in der Grundlast. ‚Wir haben es hier mit voellig verschiedenen Marktsegmenten zu tun.

Die vordringlichste Aufgabe sei die Steigerung der Energieeffizienz. ‚Die umweltfreundlichste und sicherste Kilowattstunde ist die, die nicht verbraucht wird‘, sagte Gabriel. Die intelligentere und effizientere Nutzung von Energie erfordere eine gemeinsame Anstrengung von Wirtschaft, Politik und der ganzen Gesellschaft. Als zentraler Indikator nicht nur fuer die Energieeinsparung, sondern auch fuer die Modernitaet und Wettbewerbsfaehigkeit einer industriellen Volkswirtschaft insgesamt — erweise sich immer deutlicher die Energieproduktivitaet.

‚Entscheidend wird sein: Wie viel Euro Bruttosozialprodukt erzeugen wir pro Energieeinheit? Wir muessen hier in einen neuen Wettbewerb eintreten. Deutschland ist heute bereits Weltmeister in der Nutzung erneuerbarer Energien. Unser Ziel muss es sein, auch Weltmeister in der Disziplin Energieeffizienz zu werden‘, so Gabriel.

Die Technik hierfuer sei bereits vorhanden, sie muesse nur zur Anwendung kommen. ‚Es geht nicht um eine grosse, es geht um viele kleine Loesungen, wo man sich haeufig eigentlich fragt, wieso das nicht schon langst Standard ist. Wuerde man beispielsweise die Pumpen der Heizungsanlagen in den privaten Haushalten drehzahlsteuern, koennten bei einer Abdeckung von 60 Prozent des Bestandes die Kapazitaet von ein bis zwei Kernkraftwerken eingespart werden‘, so der Bundesumweltminister.

Zur Steigerung der Energieeffizienz ist es auch noetig, mehr Wettbewerb im Energiemarkt durchzusetzen. ‚Denn der Schluessel zu vernuenftigen Strompreisen liegt im Wettbewerb und, vor allem in den Netzentgelten‘, betonte Gabriel. Es sei wenig bekannt, dass alleine die Netzgebuehrenrund ein Drittel des Strompreises fuer private Haushalte ausmachen. ‚Und diese Netzgebuehren liegen hierzulande im Schnitt um 70 Prozent ueber dem europaeischen Durchschnitt. Die neue Bundesnetzagentur sollte also moeglichst schnell die Moeglichkeit bekommen, sich damit zu befassen‘, sagte der Bundesumweltminister.

Zur Senkung der Abhaengigkeit von importierten Energieressourcen sieht Bundesumweltminister Gabriel im weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien eine zentrale Aufgabe. ‚Diese sind als einzige unabhaengig von Brennstoffimporten und als einzige zeitlich unbegrenzt als heimische Energiequelle verfuegbar. Wir werden da energisch weiter vorangehen‘, betonte Gabriel. Das Erneuerbere Energien Gesetz (EEG) gibt als Ziel vor, mindestens 20 Prozent des Stroms bis zum Jahr 2020 aus erneuerbaren Energien zu erzeugen. ‚Nach unseren Studien werden wir dieses Ziel erreichen, es sogar wahrscheinlich uebertreffen. 25 Prozent des Stroms sind fuer 2020 realistisch, wenn wir Kurs halten und unsere Hausaufgaben machen‘, sagte Gabriel. Erneuerbare Energien sind ein entscheidender Beitrag zur Ressourcenschonung und zur Unabhaengigkeit von den Rohstoffmaerkten zu werden, zum Klimaschutz und vor allem zur Innovation. ‚Denn erneuerbare Energien sind moderne, weltweit im Durchbruch befindliche Techniken. Hier schaffen und sichern wir Arbeitsplaetze fuer heute und morgen‘, so Gabriel.