Aufschwung erfasst auch heimisches Handwerk, meint Handwerks-Kammer Präsident

Der konjunkturelle Aufschwung erfasst zunehmend auch das Handwerk im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region. Das Konjunktur-Barometer – die Einschätzung der Geschäftslage – zeige den besten Wert seit Herbst 2000, betonte der Präsident der Handwerkskammer, Hans Rath, am 28.11.2006 bei der Vorstellung von Konjunkturdaten aus der Herbst-Umfrage der Kammer.

Kammer-Umfrage: Prognosen zum Teil gedämpft

Er unterstrich aber zugleich, dass sich die Erwartungen für die nächsten Monate in einigen Branchen wieder reduziert hätten.

An der Umfrage der Kammer nahmen 638 Betriebe aus 39 Berufen teil. Über alle Branchen hinweg berichten 23 Prozent der befragten Unternehmen von einer guten Geschäftslage (Herbst 2005: 14 Prozent). 20 Prozent beurteilen ihre aktuelle Situation als schlecht (Herbst 2005: 34 Prozent).

Unterschiede Münsterland/Emscher-Lippe-Region

Unterschiede gibt es in den beiden Regionen des Kammerbezirks: Im Münsterland berichten 26 Prozent der Betriebe von einer guten und 17 Prozent von einer schlechten Geschäftslage. In der Emscher-Lippe-Region liegen diese Werte bei 17 und 28 Prozent. Das Konjunktur-Barometer ist im Jahresvergleich aber auch im Handwerk der Emscher-Lippe-Region gestiegen.

Bau-Handwerk gut eingeschätzt

Eine weiter differenzierte, aber insgesamt bessere Entwicklung zeigt auch die Betrachtung einzelner Branchen. In den Bau- und Ausbauhandwerken überwiegt deutlich die gute und befriedigende Einschätzung der derzeitigen Situation; die Prognosen lassen aber wieder einen Rückgang erkennen.

Gewerblicher Bedarf durchschnittlich

Im Durchschnitt der Umfragewerte liegen die Handwerke für den gewerblichen Bedarf (zum Beispiel Metallbauer), unter denen vor allem die industriellen Zulieferer weiter auf stabilem Kurs sind. Im Kraftfahrzeuggewerbe sind vor allem die Erwartungen positiv, ebenso bei den Dienstleistern (zum Beispiel Friseure und Textilreiniger). In diesen beiden Branchen melden zurzeit nur 70 beziehungsweise 72 Prozent eine befriedigende bis gute Geschäftslage.

Arbeitsmarkt im Münsterland/Emscher-Lippe leicht belebt

Die Erholung hat auch den handwerklichen Arbeitsmarkt ganz leicht belebt. Knapp 20 Prozent der befragten Betriebe konnten Arbeitskräfte einstellen, im Herbst 2005 waren es 15 Prozent. Nach sechs Jahren gibt es damit im heimischen Handwerk erstmals wieder einen positiven Beschäftigungssaldo, es wurden mehr Mitarbeiter eingestellt als entlassen werden mussten. Das gilt insbesondere für das Bauhandwerk und für den gewerblichen Bedarf.

Steuerliche Absetzbarkeit von Handwerks-Leistungen half

Zu den positiven Effekten im Baubereich haben, so Hans Rath, die steuerliche Absetzbarkeit von Handwerksleistungen, das Gebäude-Sanierungsprogramm und sicher auch die zahlreichen Aktivitäten der Kammer beigetragen. Der Kammerpräsident appelliert an die Regierungs-Koalition, den Steuerbonus von 20 auf 25 Prozent auszudehnen, und zwar für Handwerksleistungen bis zu 4.000 Euro (zurzeit 20 Prozent bis zu 3.000 Euro). Ein weiterer Anreiz zur Stützung der Binnennachfrage könnte die Einführung von Zuschüssen im Rahmen der Förderung der energetischen Gebäudesanierung sein. Das sei auch vor dem Hintergrund der Erhöhung der Mehrwertsteuer zu sehen, von der das Handwerk insgesamt einen Dämpfer erwartet.

Bauförderung gab mit günstigen Krediten Impulse

Die positiven Impulse der Bauförderung würden durch Aktionen der Handwerkskammer weiter verstärkt, betonte Hauptgeschäftsführer Walter Bourichter. Als "Konjunkturprogramm für die Region" habe sich die Bereitstellung von günstigen Krediten durch Geldinstitute im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region entwickelt. Diese von der Kammer initiierte Aktion sei so erfolgreich, dass einige der zwölf beteiligten Institute eine höhere Kreditsumme zur Verfügung stellen wollen, um Bauherren und Betriebe zu sensibilisieren.

Die Bau-Initiative der Kammer und zahlreicher Partner habe gemeinsam mit dem Steuerbonus und dem Förderprogramm des Bundes die regionale Baunachfrage nachweislich belebt. Bourichter verwies damit auf eine Umfrage des Handwerks, die zeigt, dass 38 Prozent der daran beteiligten Betriebe positive Impulse allein durch den Steuerbonus spüren. Jeder dritte Betrieb schätzt das Umsatzwachstum aus dem Bonus auf mehr als 10 Prozent.

Diese Effekte werde die Kammer auch nutzen, um die Bau-Initiative weiter voranzubringen, betonte der Hauptgeschäftsführer. Zum Konzept "Besser Wohnen" gehöre auch sicheres, barrierefreies und gesundes Wohnen. Zu diesen Themen würden Ideen entwickelt und gemeinsam mit Partnern umgesetzt.