Sicherung und Besserung forensischer Patienten durch Interventionen der Pflege

Münster-Hiltrup. Seit Anfang Juni 2011 arbeitet  die Christophorus-Klinik für straffällig gewordene intelligenzgeminderte Patienten in Hiltrup-Amelsbüren hinter hohen Zäunen und Kameras.

Einen Blick auf die Pflege der Patienten hinter den Zäunen einer solchen Einrichtung gab am Donnerstagabend im Kunsthaus Kannen ein Gast aus Rheinland-Pfalz, Werner Stuckmann. „Sicherung und Besserung forensischer Patienten durch Interventionen der Pflege" war diesmal das Thema des „Forensik Forums“. Den Referenten begrüßten für die  Christophorus-Klinik der Alexianer deren Pflegedienstleiter, Renko Janßen, und deren Chefarzt Dr. Dieter Seifert, Mitbegründer des „Forensik Forums“.

Sicherheit ist ein großes Anliegen, so Stuckmann, und die Resozialisierung eine wichtige Aufgabe. Stuckmann ist seit 2001 Pflegedirektor der Klinik Nette-Gut für Forensische Psychiatrie in Andernach. Zuvor war er jahrelang, unter anderem als Pflegedienstleiter, im LWL-Zentrum für Forensische Psychiatrie in Lippstadt tätig. Die Klinik Nette-Gut an der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach ist die größte Maßregelvollzugseinrichtung in Rheinland-Pfalz mit 390 Behandlungsplätzen. Stuckmann ist Landesvorsitzender des Landesverbandes Rheinland-Pfalz der Bundesfachvereinigung Leitender Krankenpflegepersonen der Psychiatrie und Sprecher des Netzwerkes Forensik der BFLK, in dem Pflegedirektoren und Pflegedienstleitungen forensischer Kliniken und Abteilungen sich zusammengefunden haben.
Der gebürtige Beckumer Stuckmann erläuterte das Konzept der Bezugspflege, das für eine bessere Kenntnis des Patienten bei den befassten Pflegekräften sorgen soll, und dessen Organisation. Letztlich arbeite hier ein großes Team verschiedenster Fachrichtungen zusammen; 13 zählte Stuckmann auf und fügte noch die Handwerker hinzu. Das reicht vom Arbeitstherapeuten über den Sicherheitsdienst bis zum Theaterpädagogen bis zur Verwaltung.
Viele davon sind daran beteiligt, den Behandlungsstand des Patienten zu beurteilen – die gemeinsame Einschätzung erst sei Grundlage dafür, ob ein Patient Lockerungen erhält und sich außerhalb der Klinik aufhalten kann, so Stuckmann. Im Maßregelvollzug gebe es keine vorbestimmten Entlassungs-Termine – erst der Behandlungsstand entscheidet über Reintegration oder Verbleib in der Klinik. „Wie krank und wie gefährlich ist er noch?“ Möglichst viel Normalität ist dem Konzept nach eine Voraussetzung für Resozialisierung; soziale Kompetenzen müssen (wieder-) erlernt werden.
13 Gäste waren zu dem Vortrag gekommen, darunter viele Fachkräfte, auch einige Nachbarn der Einrichtung. Es gab viele Fragen zum Einsatz des Personals, dem Umgang mit Krisensituationen und dem Übergang in die ambulante Pflege sowie den Chancen und Problemen des Patientenkontakts mit seinen früheren Kontaktpersonen.
Am 13. Oktober berichtet Dieter Seifert im Stadtweinhaus in Münster vom ersten Halbjahr des Maßregel-Vollzugs in der Christophorus-Klinik.

Vortrag Werner Stuckmann zur Pflege im Forensik Forum