Den Haager Organist Ben van Oosten spielte in St. Martinus

Sendenhorst. Wer Orgelmusik hasst, hat womöglich die falschen Organisten gehört. Wahrscheinlich nicht Ben van Oosten. Am Sonntagabend spielte van Oosten in St. Martinus in Sendenhorst.

Benedikt Bonelli hatte den Gast aus Den Haag zum ersten Orgelkonzert des Sechsten Sendenhorster Orgelherbstes eingeladen.

Dem ursprünglich angekündigten Programm zum Trotz stellte van Oosten nicht die französische Orgelmusik in den Vordergrund. Es war bis auf das Ende eine Auswahl zu Ehren Mozarts, dem Geburtstagskind, das kein Originalwerk für Orgel hinterließ. Die Fantasie f-moll war eine Auftragsarbeit für eine Flötenuhr; das „Ach Gott, vom Himmel sieh darein“ ein figurierter Choral aus dem zweiter Akt der „Zauberflöte“. Auch das bekannte Adagio in D zum „Ave verum“ entstand für andere Besetzung, Horn und Streicher. Ein englischer Organist transkribierte es für Orgel. Schon bei der Fantasie mit ihrem wehmütigen ersten Satz war klar, was den Freunden der Musik entging, als Mozart, dem Bach-Kenner, das Komponieren für die Orgel versagt blieb.

Dem „Ave verum“ ließ von Oosten eine muntere, springlebendige Gigue in G folgen, um dann eines der Hauptereignisse des Abends das „Ave verum“ aufgreifen zu lassen. Franz Liszt „Évocation à la Chapelle Sixtine“ soll Schatten und Licht aufeinander treffen lassen.

Auch dies gelang van Oosten vortrefflich. Tiefes, düsteres Grummeln wechselt zu intensivem Flehen, zu Tönen wie gleißendes Licht.

Dann ein Umschwung zum eher Heiteren im Programm: Van Oosten präsentierte Zsolt Gárdonyis „Mozart Changes“. Der zeitgenössische Komponist „schmuggelte“ eine jazzige Harmoniefolge in das Thema des Schlusssatzes der letzten Klaviersonate Mozarts. Womöglich, werden treue Besucher des Orgelherbstes sich fragen, ein Vorgriff auf das nächste Konzert in Sendenhorst?

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Die Meisterschaft französischer Orgel-Komponisten brachte der Holländer Ben van Oosten zum Schluss zum Vorschein. Spannend war seine klare Interpretation der Linien, mit denen Alexandre Guilmant (1837 bis 1911) sein Thema bis zum imposanten Finale im Allegro assai entwickelt.

Den Haager Organist Ben van Oosten spielte in St. Martinus 1 Ungewöhnlich voll war die Kirche von St. Martinus, jede Bank im Mittelschiff war besetzt; der Name des Organisten, auch durch viele CD-Einspielungen bekannt, hatte wohl gewirkt. Entsprechend stark fiel der Applaus aus. Die Freunde der Orgel hörten als Zugabe eine Improvisation von Vierne aus dem Jahre 1930, die sein Schüler Duruflé später notierte. Ganz entsprechend dem Original, wie van Oosten,  exzellenter Kenner der französischen Orgelwerke, betonte. Er habe gern in St. Martinus gespielt, sagte van Oosten, die Stimmung der Orgel sei gelungen und der Kirchenraum schaffe den nötigen Nachhall.

Ben van Oosten, 1955 in Den Haag, Niederlande, geboren, studierte am Sweelinck-Konservatorium in Amsterdam und erreichte 1979 als Schüler von Albert de Klerk das Solistendiplom für Orgel mit Auszeichnung. Das Diplom für Klavier erwarb er im darauf folgenden Jahr als Schüler von Berthe Davelaar. Weitere Spezialstudien folgten in Paris.

>> Das nächste Konzert des Orgelherbstes: Thomas Koyer, Saxophon, und Miriam Kaduk, Orgel, Sonntag, 29. Oktober, 19 Uhr.