„Horstmar – ein Vorbild für Wolbeck“

Zuletzt aktualisiert 23. Dezember 2015 (zuerst 22. Januar 2010).

Bürger aus Wolbeck und Mitarbeiter der Bauabteilung der Stadtverwaltung Münster informierten sich am 21.01.2010 in Horstmar. Die Teilnehmer der Fahrt des Bürgerforum Wolbeck e.V.   erlebten – verglichen mit dem Besuch in Bohmte im Jahr 2009 – eine andere Art und Weise der Verkehrsberuhigung, schreibt das Bürgerforum in einer Pressemitteilung.

Vor dem Bau der Umgehungsstraße führten zwei Landesstraßen und eine Kreisstraße mitten durch das Ortszentrum von Horstmar. Heute ist eine Durchfahrt durch den Ort nur aus einer Richtung (aus Steinfurt) erlaubt. Aus der Gegenrichtung (aus Coesfeld) ist nur Anliegerverkehr möglich. Nach Meinung der Stadtverwaltung in Horstmar ist Anlieger auch derjenige Anlieger, der zum Friseur will, einen Arzt, die Apotheke oder ein Geschäft in der Stadtmitte aufsucht.

Geschwindigkeit begrenzt, kaum Bürgersteige

Die Geschwindigkeit im gesamten Ort ist auf 20 km/h begrenzt. Es gilt die Vorfahrtsregel „rechts vor links“. Das bedeutet, dass die Nebenstraßen gegenüber der Hauptstraße gegebenenfalls vorfahrtsberechtigt sind. Hinzukommen Baumscheiben auf der Hauptstraße, die den Verkehrsfluss deutlich verlangsamen. Fußgängerwege mit einer Breite von 70 cm gibt es nur auf der Hauptstraße. Die Nebenstraßen sind ohne Bürgersteige. Alle Straßen im gesamten Altstadtbereich sind mit unterschiedlichen Materialien gepflastert.

Erreicht worden ist durch diese Maßnahmen eine Reduzierung des Schwerlastverkehrs um 75%. Der Lärmpegel im Ort ist trotz der Pflasterung mindestens um die Hälfte reduziert worden. Heute ist ein normales Gespräch im Sitzungssaal des Alten Rathauses problemlos möglich, obwohl die Fenster keine Doppelverglasung haben. Die beiden Buslinien, die durch den Ort im Gegenverkehr laufen, stören den ruhigen Eindruck in keiner Weise. In der Phase des Umbaus fürchteten die Geschäftsleute einen Einbruch beim Umsatz. Nach Auffassung der Stadt haben seitdem die Bäcker kein Brötchen weniger verkauft als vor dem Umbau.

Bei einem Stadtrundgang stellten die Teilnehmer fest, dass die Geschwindigkeitsbegrenzung sowie die Verlangsamung durch die Baumscheiben von den Autofahrern und Bürgern akzeptiert wurden. „Die Erschütterungen beim Befahren des Pflasters mit meinem Rollator nehme ich gerne hin. Das Pflaster ist so schön!“ dies berichtete den Teilnehmern auf Anfrage eine 75-jährige Dame auf ihrem Weg zum Einkaufen. Ob sie sich im Verkehr sicher fühle oder sich vom Lärm des Verkehr belästigt fühle, gab sie zur Antwort: „Ich fühle mich sicher und Lärm gibt es nicht!“.

Nach der deutlichen Reduzierung des Verkehrs im Gebiet der Altstadt begann die Gemeinde mit der Renovierung der alten Bausubstanz. Der Rat verabschiedete eine Gestaltungs- und Denkmalssatzung, die heute von der Verwaltung „rigide“ umgesetzt wird. Jeder, der im Bereich der Altstadt eine Immobilie kaufen, renovieren oder in irgendeiner Form verändern will, muss sich vor Beginn der Bauarbeiten von allen in Frage kommenden Ämtern der Stadt in einem Gespräch kostenlos informieren lassen, was beim Umbau zwingend zu beachten ist.

Das Ergebnis dieser Vorgehensweise ist großartig und Wolbeck kann zurzeit davon nur träumen. Begonnen haben die Arbeiten Anfang der 70iger Jahre. Eine intensive persönliche Beteiligung aller Grundstückeigentümer im Ort erleichterte dies wesentlich. Der Umbau geht weiter!

Eine Dame einer Gruppe aus dem Hause der „Bremer Stadtmusikanten“ aus Wolbeck, die den Besuch in Bohmte mitgemacht hatte, fasste ihren Eindruck in dem Satz zusammen: „Die Besuche in Bohmte und Horstmar haben gezeigt, auf welche Weise eine Verkehrsberuhigung und eine Verbesserung der Lebensqualität in Wolbeck möglich ist.“

Alle Teilnehmer einschließlich der drei Vertreter der Bauabteilung der Stadtverwaltung bedauerten, dass kein Vertreter der politischen Parteien aus dem Rat und der Bezirksvertretung die Möglichkeit der Information nutzte.