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Toiletten-Disco der Realschule Wolbeck macht Eindruck

Im Waschraum vor den Toiletten mit Fußball-Toren im Pissoir und Kunst darüber dreht sich die Disco-Kugel: Tom Berming erklärte gern, Markus Weweler war von Anfang an dabei.

Im Waschraum vor den Toiletten mit Fußball-Toren im Pissoir und Kunst darüber dreht sich die Disco-Kugel: Tom Berming erklärte gern, Markus Weweler war von Anfang an dabei.

Licht und Düfte nicht nur beim Tag der Offenen Tür

Münster-Wolbeck. Disco-Kugeln drehen sich zum Licht professioneller Strahler unter der Decke, Kunst-Collagen an der Wand, es riecht gut – zu erleben ist das in einer Toilette, die bundesweit ihresgleichen sucht. Erlebt haben das schon viele Besucher, ob die Gäste des Tages der Offfen Tür am Freitag oder etwa Vertreter von etwa 50 Schulen. In der Mensa lief am Freitagnachmittag der jüngste Fernsehbeitrag der Sendung „Wissen mach ah“, in dem die Toiletten der Realschule einen Platz einnehmen, und Tom Berning stand Rede und Antwort zur Jungs-Toilette.

„Die Leute sind immer begeistert und stellen viele Fragen“, sagt Tom, Schüler einer sechsten Klasse.

Wenn mal was fehlt oder nicht in Ordnung ist, melden Schüler es schnell. Einmal sei jetzt eine Klobrille kaputtgegangen – ansonsten läuft es. Dafür sorgen das Ambiente und der Toiletten-Dienst, den die Schüler selbst wahrnehmen.

Nach dem Disco-Feeling im Waschraum geht es durch eine Tür mit Bullauge zu den Toiletten, in den Pissoirs stehen kleine Fußball-Tore, über ihnen hängen Gemälde, an der Wand ein Duftspender. Immer wieder kommen Eltern und Kinder herein. „Bei uns stinkt es bis zum Flur“, sagt ein Mädchen aus einer Grundschule, und ein Lehrer einer anderen Schule: „Bei uns sieht es schlimm aus.“ Bei Pop-Klängen berichten Tom und andere, sie würden sich „viel Zeit nehmen“ beim Besuch der Toiletten. „Wir genießen es.“ Offen sind die zwei so speziellen Toiletten, die für Mädchen und die für Jungen, in den großen Pausen, dazwischen sind die in den Sternen des Gebäudes zu nutzen. Auch die sollen etwas aufgewertet werden.

Das Erlebnis ist Resultat eines Projekts, das seit 2010 an der Realschule Wolbeck läuft. Zuvor waren die Zustände in den Toiletten so, wie man es in Schulen erwartet. Als eine bauliche Renovierung anstand, setzte die Schule nach langem Drängen der Schülervertretung eine Idee um, die von den Skulptur-Projekten 2007 in Münster stammt. Ein Künstler, Hans-Peter Feldmann, hatte öffentliche Toiletten am Domplatz gestaltet. Das machte man an der Realschule Wolbeck jetzt auch – als Projekt von Schülern für Schüler, die Schulleitung sah die Idee als pädagogische Idee: Sie sollte auch Vertrauen schaffen, Selbstvertrauen und Fremdvertrauen, so der heutige Konrektor Markus Weweler. Beim Start des Projekts war er neu an der Schule, das Unterfangen nicht ohne Risiko – viele zweifelten. Die Schüler gestalteten nicht nur, sie organisieren auch die Aufsicht. Längst sei man hier stolz auf die Toiletten. Das Toiletten-Team informiert die aufsichtführenden Klassen, es engagiert sich für die Gestaltung der Räume und bietet Führungen für interessierte Gruppen anderer Schulen an.

Seit 2010 haben Vertreter von etwa 50 Schulen sich dieses Modellprojekt angeschaut, bald soll eine Schule aus Wuppertal kommen. Im Jahr 2016 hat die Stadt Münster insgesamt 120 000 Euro bis zum Jahr 2020 für Schulen eingeplant, die Toilettenprojekte nach dem Vorbild und mit Unterstützung der Realschule Wolbeck umsetzen. Beim Wettbewerb Demokratisch Handeln 2016 wurde das Schülervertretungs-Projekt mit dem Namen „Wenn Schüler am stillen Örtchen den Ton angeben – wie ein Toilettenprojekt die Schule demokratischer macht“ im Bundesfinale ausgezeichnet und von der Jury für den Deutschen Engagement-Preis nominiert. Beim Publikumspreis erreichte es den 39. Platz unter über 600 nominierten ehrenamtlichen Projekten.

Aus Geldern der Stadt konnte 2022 einiges an der Ausstattung der Toiletten modernisiert werden.

„Lasst die Schüler sie selbst gestalten, unterstützt von Erwachsenen“, heißt es im nun dritten Film des WDR über das Projekt.

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