Zucchini Sistaz in der Friedenskapelle Münster

Zuletzt aktualisiert 23. Dezember 2015 (zuerst 11. Mai 2014).

Münster. Die Drei heben die Physik der Zeit auf: Kostüme der Zwanziger, Pfiff des Einundzwanzigsten, Rasanz und Zeitlupe – die Zucchini Sistaz brachten sie am Sonntag in der Friedenskapelle zusammen.

So rasant sprühen die Sistaz mit Stimme und vielen, vielen kleinsten und größten Instrumenten, dass eine langsame Nummer schon irritiert. Wobei die Zeitlupe zur Big-Band-Simulation den Spannungs-Bogen glänzend hält und mehr Zeit zum Schmunzeln lässt.

Ausverkaufter Saal der Friedenskapelle

Ausverkauft war der Saal der Friedenskapelle, auch wenn nur eine handvoll Gäste zum Muttertag ihre Mutter mitgebracht hatten – so was fragt Kontrabassistin Jule Balandat mal schnell ab. Die Mütter kamen noch mehr auf ihre Kosten als die anderen der 150 Gäste, denn es gab ein Muttertags-Ständchen mit knienden Töchtern und Blumen.

Die Altersspanne im Publikum war groß: von schon bis noch laufen könnend. Meist aus Münster, auch aus Hildesheim und Lingen. Die Mehrheit erlebte zum ersten mal die Sistaz.

Sie schlagen das Publikum so in ihren Bann, dass es zum stark applaudierten Happening gerät, wenn Tina Werzinger ihren Haarreif aufsetzt (sie betätigt auch eine wohltemperierte Gitarre). Da hat die Mitmach-Band die Gäste längst schon mitmusizieren lassen: Bumm, bumm die Männer, Flip, flip die Damen, beidhängiges Schnipsen, Klatschen in anspruchsvollem Takt inklusive „einer Geste der Freundschaft zu den Gästen auf der anderen Seite des Ganges“. Ein interaktives Konzert. Worin Jule den lebendigen Beweis sieht, dass ein Konzert viel besser ist als Fernsehen.

Die Virtuosinnen sind nicht auf den Mund gefallen, nicht mal, wenn ein Mikrofon ausfällt. Dann rückt frau eben zusammen, bis der blitzschnelle Techniker dieses Malheur gerichtet hat. Für die modernen Power-Frauen ist auch die Kochschürze auf der Bühne kein Tabu, auch Gitarren-Mann George Gun ist willkommen.

Wenn nicht mal der Instrumenten-Fundus von Marie Nandico mehr reicht – „Immer packt sie was Schreckliches aus“, frotzelt Jule – dann wird eben der Kontrabass zum Schlagwerk-Klangkörper.

Der künstlerische Leiter der Friedenskapelle, Tim Eberhardt, begrüßte die 40.000-ste Besucherin und versprach das neue Programmheft für Juni.

Programm Zucchini Sistaz