Wolbecker gedenken des November-Terrors 1938

Wolbecker gedenken des November-Terrors 1938

Zuletzt aktualisiert 9. November 2022 (zuerst 9. November 2021).

Gang von der Kirche St. Nikolaus zur Wallstraße und zum ehemaligen Friedhof

Münster-Wolbeck. Das Gedenken an die jüdischen Mitbürger Wolbecks und die Ausschreitungen gegen sie im Jahre 1938 begann diesmal in der Kirche St. Nikolaus.

Drei Schülerinnen des Gymnasiums Wolbeck lasen einen von Peter Schilling vom Verein „Spuren finden“ verfassten Text, eine Collage von Zitaten aus dem NS-Regime von 1938 und eines Ermittlungsberichts der Staatsanwaltschaft Münster von 1948, einer Zeitzeugin, und der Einordnung Schillings. So wird klar, dass der Terror in Wolbeck schon im Frühjahr begonnen hatte, von einer benachbarten Gaststätte ausgehend. Die reichsweiten Ausschreitungen beschränkten sich im November nicht auf einen Tag, sondern man muss, so Schilling, “vom Novemberterror sprechen“, mit Brandstiftung, Plünderung und Mord, keine spontane Aktion aus der Bevölkerung, sondern zentral angeordnet. In Wolbeck sahen Zeugen das zerstörte Wohnzimmer der Familie Hoffmann; die Synagoge war zum zweiten Mal aufgebrochen, Thora-Rollen auf der Straße ausgerollt.

Das Gedenken, diesmal spät bekanntgegeben, zog 18 Teilnehmer an. Sie stellten für jeden Namen eine Kerze vor der Stele am ehemaligen jüdischen Friedhof auf, angefangen mit Erwin Baum, endend mit Caroline Falke, verstorben in Auschwitz, 1942. Eine Teilnehmerin stellte eine Kerze für Familie Philipps auf. Sie wohnt am Philippsweg, einer der sechs 2018 im Wohngebiet Petersheide nach jüdischen Familien benannten Straßen. An der Wallstraße erinnert seit 2001 eine Tafel an die Synagoge. 1941 wurde sie abgerissen. „Mit dem Schutt wurden Schlaglöcher in Wolbeck aufgefüllt“, so Ulrike Pölling vom Wolbecker Initiativkreis. Lange hing hier ein Zigaretten-Automat. Man gedenke, hatte Pölling in St. Nikolaus gesagt, „um die Opfer zu ehren“, und damit Wunden heilen können, damit nie wieder Menschen anderen Glaubens oder anderer Herkunft verfolgt und misshandelt werden.

Die Anfrage von Ulrike Pölling wegen einer Beteiligung von Schülern war über die Fachschaften für Religion und Geschichte an einen Kurs von Dominik Meinking gelangt. Am Gedenken beteiligten sich auch die Lehrer Lena Husken und Peter Sauvigny. Das Gymnasium Wolbeck fokussiert auch den 25. Januar als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Auch Gänge zu Wolbecker Gedenkorten habe man mit Schülern schon unternommen.