WLE-Reaktivierung mit Brennzellen-Antrieb?

WLE-Reaktivierung mit Brennzellen-Antrieb?
Coradia Lint.

Zuletzt aktualisiert 14. Juni 2019 (zuerst 7. Januar 2019).

Sendenhorst. „Mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzellenzügen können wir die Reaktivierung der Westfälische Landeseisenbahn zukunftsgerecht auf die richtige Schiene setzen“, stellt Hans Ulrich Menke, Fraktionsvorsitzender der „BürgerInnen für Aktive Kommunalpolitik“ (BfA) fest.

Der Hintergrund seiner Aussage: Seit drei  Monaten pendeln in Niedersachsen auf der 100 Kilometer langen Strecke zwischen Cuxhaven und Buxtehude zwei Wasserstoff-Triebwagen hin und her.

Die BfA haben sich informiert, wie der Einsatz der beiden von Alstom in Salzgitter hergestellten Prototypen von den Herstellern und den Betreibern bewertet wird. Denn Dr. Jens Sprotte, Leiter des Geschäftsbereichs Stadtverkehr und Systeme beim deutsch-französischen Zugbauer Alstom hatte in der Neujahrsausgabe des „Hamburger Abendblattes“ erklärt: „Wir sind begeistert, wie es läuft. Sie funktionieren genauso gut wie Dieselfahrzeuge. Sie sind nur leiser.“

Das bestätigt auch Thomas Nawrocki. Leiter des Fahrzeug-Managements beim Betreiber, der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG), gegenüber der BfA. Ein weiterer Vorteil: „Es fallen keine Abgase an. Aus dem Auspuff der Triebwagen strömt nur Wasserdampf“. Das vermeintliche Geheimnis: Die Brennstoffzellen wandeln Wasserstoff und Luft in Wasser um. Wodurch Strom entsteht, der die Akkus an Bord auflädt und den Elektromotor antreibt.

Noch steht die mobile Tankstelle für die Regionalzüge in Bremervörde. Doch das soll sich ändern. Thomas Nawrocki: „Wir treiben den Bau einer festen Tankstelle mit Nachdruck voran.“ Denn langfristig wolle man den Strom aus vor Ort erzeugter Windkraft nutzen, um Wasserstoff zu erzeugen. Die Vorortproduktion sei Bestandteil des Gesamtkonzepts: „Damit bekommen wir einen sauberen Antrieb aus sauberen Strom für unsere Züge.“

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„Wir sollten uns diese Planungen in Niedersachsen zum Vorbild nehmen“, meint BfA-Mitglied Volker Dörken, „um die Reaktivierung der WLE so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten“. Denn mit dem Einsatz von Wasserstoff-Triebwagen sei auch all den Kritikern der Wind aus den Segeln genommen, die der Meinung seien, die Eisenbahn sei wegen der Umweltbelastung nicht zukunftsweisend und darum müssten E-Busse eingesetzt werden. Denn auch bei der WLE könnte die vor Ort verfügbare Energie aus Windkraft- oder Biogasanlagen genutzt werden, um Wasserstoff zu erzeugen: „Eine absolute Win-Win-Situation. Für die Bahn, für die Region, die Menschen und die Umwelt.“

Kein Wunder, dass das Niedersachsenprojekt weltweit auf großes Interesse stößt. Anfragen aus Japan, Russland, Indonesien, Kanada, England, den Niederlanden, Norwegen und Österreich seien bereits eingegangen. „Und wir haben bereits 14 weitere Brennstoffzellenzüge bei Alstom bestellt“, berichtet Thomas Nawrocki begeistert.

„Bei dieser großen Nachfrage müssen wir uns allerdings sputen, wenn wir die neue Technik nutzen und einsetzen wollen“, ergänzt Hans Ulrich Menke. Da Johann Ubben als Vertreter der WLE bereits 2017 angekündigt hatte, das der Einsatz von Wasserstoff-Fahrzeugen geprüft würde, glauben die BfA., dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, in dieser Richtung aktiv zu werden.

In einem Antrag an Bürgermeister Berthold Streffing bittet der Sendenhorster Ratsherr die Stadtverwaltung sich gemeinsam mit Landrat Olaf Gericke, Münsters OB Markus Lewe und den weiteren Anteilseignern der WLE dafür einzusetzen, dass sich die Reaktivierung der WLE zwischen Sendenhorst und Münster mit all den aufgezeigten  positiven Nebeneffekten hervorragend als Modellprojekt für den Einsatz von Wasserstoffzügen im Land Nordrhein-Westfalen eignen würde.

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Die WLE-Strecke wäre der erste Eisenbahnabschnitt in NRW, auf dem Wasserstoff betriebene Züge eingesetzt würden. Zudem könnte der Wasserstoff vor Ort durch regenerierbare Energie erzeugt werden. Unübersehbare Vorteile, die die Niedersachsen erkannt haben. Wie das Verkehrsministerium in Hannover, dieses fördert die Anschaffung der 14 Brennstoffzellenzüge mit 81,3 Millionen Euro, könnten womöglich zusätzliche Fördergelder für die Reaktivierung der WLE aquiriert werden. Hans Ulrich Menke: „Angesichts der momentanen Diskussion über die Luftverschmutzung ein sauberes Vorbild für NRW!“