Website-Icon Wolbeck & Münster

Wissenschaftsrat empfiehlt Bau des „Centre of Mathematics Münster“

Neues Forschungsgebäude an der Uni Münster geplant / Enge Zusammenarbeit mathematischer Teilgebiete als Vision

Forschungsbauten müssen nicht immer Labore und Großgeräte beheimaten. Im „Centre of Mathematics Münster“ (CMM) steht die Interaktion der Forscherinnen und Forscher unterschiedlicher mathematischer Teilgebiete im Mittelpunkt. Gemeinsam sollen sie übergreifende Zugänge entwickeln, um grundlegende mathematische Fragen zu klären. Das innovative Konzept hat den Wissenschaftsrat überzeugt: Er sprach heute (23.4.) die Empfehlung aus, den geplanten Bau an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster in die Förderung von Bund und Ländern aufzunehmen – das Gremium platzierte das Projekt in der Spitzengruppe der besonders herausragenden Vorhaben. Der Wissenschaftsrat empfahl insgesamt acht bundesweite Vorhaben mit einem Gesamtvolumen von 363 Millionen Euro.

CMM ergänzt Einwerbung eines Exzellenzclusters und zweite Alexander von Humboldt-Professur für die Mathematik

„Zusammen mit den großen Erfolgen der Einwerbung eines Exzellenzclusters und der Gewinnung einer zweiten Alexander von Humboldt-Professur für die Mathematik wird dieser Forschungsbau unseren Profilbereich Mathematik nachhaltig stärken“, betont der Rektor der WWU, Prof. Dr. Johannes Wessels. „Für die Weiterentwicklung unseres naturwissenschaftlichen Campus` im Allgemeinen und des Mathe-Campus`im Speziellen ist das CMM ein zentraler und wichtiger Baustein“, ergänzt Kanzler Matthias Schwarte.

Forschungsbau auf unbebauter Fläche der WWU am Orléans-Ring

Der Forschungsbau soll auf einer unbebauten Fläche am Orléans-Ring entstehen. Die Kosten des Gebäudes, das etwa 3.500 Quadratmeter Nutzfläche umfassen wird, belaufen sich auf rund 31 Millionen Euro, die im Falle eines positiven Bescheids der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen je zur Hälfte tragen würden. Die abschließende Entscheidung über die Förderung fällt am 2. Juli bei der „Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern“.

„Mit dem CMM haben wir eine Vision. Wir wollen die Mathematik wieder als ein organisches Ganzes betrachten – in Anlehnung an die Arbeitsweise der mathematischen Universalgelehrten“, erläutert Prof. Dr. Mario Ohlberger, der den Förderantrag mit Prof. Dr. Thomas Nikolaus organisatorisch betreute. Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Teilbereichen haben am Antrag mitgearbeitet. „Die Förderempfehlung ist der Erfolg des gesamten Teams“, unterstreicht Mario Ohlberger.

Die Forschungsprogrammatik des CMM, die von 37 Forschungsgruppen und zehn Nachwuchsgruppen aus vier Instituten des Fachbereichs Mathematik und Informatik getragen wird, hat zum Ziel, übergreifende Zugänge und Techniken zur Lösung zentraler mathematischer Probleme zu entwickeln. „Im Fokus unserer Projekte stehen vier mathematische Grundprinzipien: Struktur, Geometrie, Dynamik und Deformation“, erklärt Mario Ohlberger. Die Ergebnisse seien nicht nur für die Mathematik relevant, sondern eine wichtige Grundlage für Anwendungen zum Beispiel in der Medizin, Biologie oder Physik. Das neue Forschungszentrum soll zudem die internationale Sichtbarkeit des Mathematik-Standorts Münster erhöhen und exzellenten Nachwuchs aus der ganzen Welt anziehen.

Da viele mathematische Durchbrüche durch zufällige Interaktionen entstehen, werden diese im CMM durch zahlreiche wissenschaftliche Programme und intelligente architektonische Lösungen besonders gefördert. Offenheit und Flexibilität prägen die Gebäudephilosophie und spiegeln sich in den Plänen wider, die der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, Niederlassung Münster, entworfen hat: Lichthöfe und Glaswände ermöglichen spontane Kommunikation und Zusammenarbeit, verschiebbare Tafelelemente laden zu mathematischen Diskussionen ein. „Das CMM ist als akademischer Thinktank konzipiert und orientiert sich an Konzepten von Coworking Spaces, die man aus der Startup-Kultur kennt“, erläutert Thomas Nikolaus. „Das ist in Deutschland in dieser Form einmalig.“

Auch Raum für Rückzug und konzentriertes Arbeiten ist vorgesehen. Die 153 Arbeitsplätze sollen größtenteils wechselnd und zeitlich befristet von Forschern, Arbeitsgruppen und Gästen belegt werden, sodass immer wieder neue Konstellationen zusammenkommen. Eine Interaktions-Lounge, Konferenzräume mit hybrider Technik, eine offen gestaltete Bibliothek, ein Scientific Computing Lab, ein Virtual Reality Lab für 3D-Visualisierungen, vernetzte Medientechnik sowie Räume für Wissenschaftskommunikation und Kinderbetreuung runden das Konzept ab.

Parallel zum Forschungsbau plant die WWU, nach und nach die Gebäude des Fachbereichs Mathematik und Informatik durch neue zu ersetzen. Das CMM mit seiner auffälligen, kristallinen Metallfassade soll das Eingangsgebäude und das architektonische Highlight des neuen Mathe-Campus` am Coesfelder Kreuz werden.

Förderung von Forschungsbauten an Hochschulen

Seit Mai 2007 fördern Bund und Länder Investitionen in Forschungsbauten an Hochschulen einschließlich Großgeräten. Der Bund und die Bundesländer stellen dafür jährlich zusammen rund 401 Millionen Euro zur Verfügung, davon sind 170 Millionen Euro für Großgeräte vorgesehen. Die Mittel stellt je zu Hälfte der Bund und das jeweilige Bundesland bereit. Die Anträge für Forschungsbauten werden durch den Wissenschaftsrat auf ihre Qualität überprüft. Der 1957 gegründete Wissenschaftsrat ist das älteste wissenschaftspolitische Beratungsgremium in Europa. Er berät die Bundesregierung und die Regierungen der Länder in allen Fragen der inhaltlichen und strukturellen Entwicklung der Wissenschaft, der Forschung und des Hochschulbereichs. Auf Grundlage seiner Empfehlungen entscheidet die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz über die Förderung.

Die mobile Version verlassen