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Westfalen – Deine Ortsnamen

Seit dem Start der neuen ZDF-Sendereihe "Deutschland – Deine Namen" mit Johannes B. Kerner vor einigen Tagen rätseln viele Menschen, warum sie Müller oder Meier heißen und was die Familiennamen Kuhbier oder Rehbein zu bedeuten haben. Aber auch die Namen von Orten oder Ortsteilen, ob Amelsbüren oder Appelhülsen, geben manche Rätsel auf.
An der Universität Münster erforscht Prof. Dr. Jürgen Udolph im Auftrag der "Akademie der Wissenschaften zu Göttingen" die Ortsnamen zwischen Rhein und Elbe, so die Pressestelle der Universität Münster im März 2006. Erfasst und bearbeitet werden in dem auf 25 Jahre angelegten Langzeit-Projekt unter anderem die Ortsnamen Westfalens, die, nach Kreisen geordnet, in einem "Westfälischen Ortsnamenbuch" in 19 Bänden dokumentiert werden sollen. In den ersten beiden Bänden werden die Ortsnamen der Kreise Lippe und Soest untersucht. In weiteren Teilbereichen werden ein Niedersächsisches Ortsnamenbuch (mit Bremen) mit 28 Bänden und ein Ortsnamenbuch Sachsen-Anhalt mit neun Bänden erarbeitet.

Im Laufe dieser Jahre werden sämtliche Ortsnamen Westfalens erfasst und bearbeitet. Auch so genannte "Wüstungen" werden dabei berücksichtigt, also früher existierende, dann aber aufgegebene Orte. Grundlage für die Erhebungen sind alte Urkunden und Akten. Wichtig für die Forscher ist die teilweise recht mühsame Auffindung der ersten schriftlichen Nennung eines Ortsnamens. Dr. Claudia Maria Korsmeier von der Arbeitsstelle Ortsnamen: "Wir betreiben damit auch eine Art Namenarchäologie". Außerdem wird jeder Ortsname sprachwissenschaftlich untersucht, also seine Herkunft, Lautung, Typologie und Deutung erschlossen, denn für Prof. Udolph sind Namen "Fossilien der Sprache" und ihre Deutung  bedeutender als mancher archäologische Fund.

Besonders Ortsnamen sind wissenschaftlich interessant, weil sie als geschichtliche Quellen zum großen Teil sehr alt sind und wichtige Aufschlüsse über die Entwicklung eines Landes oder einer Region geben. Für Westfalen bestehe hier, ebenso wie für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, eine große Forschungslücke, die nun gefüllt werden soll. Die Wissenschaftler erhoffen sich auch neue Erkenntnisse über die sprachliche Entwicklung der Region. Außerdem bietet die Arbeitsstelle an, interessierten Bürgerinnen und Bürgern neue und spannende Einzelheiten über die Geschichte und Herkunft ihres Ortsnamens zu vermitteln.

Geleitet wird die neue Arbeitsstelle in Münster von Prof. Dr. Jürgen Udolph, der spätestens seit dem Auftritt bei Johannes B. Kerner im ZDF als prominentester deutscher Namensforscher gilt und sich seit vielen Jahren wissenschaftlich damit beschäftigt, was Namen von Menschen, Orten oder Flüssen über deren Herkunft verraten. Habilitiert wurde Udolph 1990 in Göttingen mit einer Arbeit über polnische Gewässernamen. In den vergangenen Jahren hat er sich intensiv mit den Ortsnamen Niedersachsens beschäftigt und einen Band über Ortsnamen der Stadt und des Landkreises Hannover vorgelegt. Seit 2000 hat er als Professor den einzigen Deutschen Lehrstuhl für Namenforschung (Onamastik) an der Universität Leipzig inne. Im Auftrag der "Akademie der Wissenschaften zu Göttingen" hat er nun zusätzlich die Leitung der Arbeitsstelle Ortsnamen an der Universität Münster übernommen.

Info:
Link: Arbeitsstelle Ortsnamen
(http://www.ortsnamen.net)

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