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Werse-Eindrücke für Chinas Zukunft

Münster-Angelmodde. Der Landschaftsplan Werse findet Interesse in China: Dort sind nachhaltiger Städtebau und Landschaftsplanung ein großes Thema geworden. Am Samstag informierte sich Professor Jiang Chang mit Familie und Fahrrad aus erster Hand in Angelmodde.

Begleitet wurde er von Bezirksbürgermeister Markus Lewe, Landwirt Heinz-Georg Buddenbäumer und Wolfgang Wende.

Der Landschaftsplaner Wende kennt Chang von einer Tagung in China und hatte den Besuch vermittelt. Bei der Exkursion dabei waren Wendes Mutter Jutta, eine Nachbarin von Lewes, Chiangs Frau Yu-Hui Wan und ihre neunjährigen Tochter Emily – so wurde aus der Studienfahrt zugleich ein Familienausflug. Immer wieder im Mittelpunkt: der Landschaftsplan Werse von 1986 mit seinen 292 Seiten.

Der Architekt und Städteplaner Chang hat in Bonn studiert  und lehrt an der Chinese University for Mining and Technology in Xuzhou, auf halber Strecke zwischen Shanghai und Peking. Seine Frau ist dort Übersetzerin. Die Universität  wird vom chinesischen Staat als zentrale technische Hochschule für Kontakte mit Deutschland aufgebaut. Drei Monate sind die Changs in Deutschland, meist in Bonn und Berlin, für einige Tage in Münster. Er wird sich im Ruhrgebiet mit dem industriellen Strukturwandel in Bergbauregionen befassen.

Kaum ist die Radler-Gruppe eine Minute gefahren, steht sie im Grünen auf einer Kreuzung von Wegen, in der Ferne jenseits eines Ackers ist ein Bauernhof mit Solaranlage auf dem Dach zu sehen. Von den sieben Frischluftzonen Münsters erzählt Lewe einleitend; sie seien eine „unglaubliche Bereicherung“ und zögen viele Besucher nach Münster. Buddenbäumer zeigt auf eine Kopfweide und geht auf die Nutzungsinteressen ein, die man unter einen Hut bringen müsse: Landwirte und Nahrungsmittel, Freizeit und Naturschutz. Auch das Beispiel der Birnenallee verweist auf Kompromisse: Hochwachsende Bäume hätten zu viel Schatten geworfen – der hätte das Wachstum von Mais behindert, wie hundert Meter weiter an den mickrigen Stengeln am Waldrand zu sehen ist. So hat man stattdessen mit einiger Mühe durch die Birnbäume einen ganz besonderen Anblick geschaffen.

So viel Platz zum Radfahren hat die in der Innenstadt von Xuzhou wohnende Familie sonst nicht, auch wenn sie den Drahtesel etwa für den Weg zur Klavierstunde nutzen. Von der Wersebrücke an der Hiltruper Straße aus blickt die Gruppe auf den reich bewachsenen Werse-Böschungen. Was aussieht wie immer schon dagewesen, ist Resultat des Landschaftsplans Werse. Wie ein naturbelassener Bach aussehen kann, studieren die Chinesen auf der Holzbrücke, die zu Hoffschulte führt. Dann bietet St. Agatha Schutz vor dem nächsten Regenschauer und Chang kann die Kirchenfenster von Vincenz Pieper genießen.

Noch ein Aha-Erlebnis hat Chiang unweit des Sportplatzes in Angelmodde-West: Als Baugebiet vorbereit, ist hier ein Gelände zum im Naturschutzgebiet geworden. Weil die Kapazität des Klärwerkes nicht reichte, hat hier die bedrohte Art eine Heimat gefunden, die fleischfressende Pflanze Sonnentau. Hier merkt Wende an: „Wir haben das Artensterben noch nicht gestoppt.“

"Schluss für heute" heißt es an der Bootstreppe unter der Brücke am Langen Schemm. Chiang nutzt die wassernahe Einsicht in die Uferzonen für weitere Fotos. „Das haben die Planer gut gemacht“, lautet sein Urteil.

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