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Weniger Fälle von Gewalt gegen städtische Mitarbeitende in Münster

Auswertung für das Jahr 2021 liegt vor / Rückgang ist relativ: Wegen der Corona-Pandemie gab es auch weniger Publikumsverkehr

Münster (SMS) Sie wurden geschlagen, bespuckt, beleidigt und mit dem Tod bedroht: Mitarbeitende der Stadt Münster haben im vergangenen Jahr 60 Fälle von Gewalt erlebt. Im zweiten Jahr in Folge ist die Zahl der gemeldeten Vorfälle 2021 zwar deutlich gesunken. Das hängt jedoch laut Personaldezernent Wolfgang Heuer auch mit den geänderten Bedingungen während der Corona-Pandemie zusammen. In vielen Bereichen gab es weniger Publikumsverkehr, die Zahl der persönlichen Kontakte war monatelang auf ein Minimum reduziert. Außerdem war in den Stadthäusern mehr Sicherheitspersonal im Einsatz.

„Das, was unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Alltag immer wieder erleben, ist nicht hinnehmbar. Wir betrachten die Gesamtsituation kritisch, es gibt keinen Anlass zur Entwarnung“, sagt Heuer. Bei der Stadt Münster sind alle Mitarbeitenden seit 2015 dazu aufgerufen, einen Gewaltvorfall am Arbeitsplatz zu berichten. Nachdem die Gewaltmeldungen im Jahr 2019 auf den Höchststand von 93 Fällen gestiegen waren, wurden 2020 und 2021 deutlich weniger Vorfälle dokumentiert. „Der vermehrte Einsatz von Sicherheitsdiensten zur Einhaltung der Corona-Schutzverordnung und eine weitgehende Steuerung des Publikumsverkehrs über Terminvergaben hatten vermutlich eine präventive Wirkung und haben dazu beigetragen, dass weniger Gewalt ausgeübt wurde“, erläutert der Personaldezernent.

Viele Fälle in der zweithöchsten Gewaltstufe

Die internen Kurzmeldungen zum Sachverhalt berichten von bedrohlichen, aggressiv aufgeladenen Situationen, aber auch von Angriffen auf Helfer, die völlig aus dem Nichts kamen. Das Personalamt hat alle gemeldeten Vorfälle fünf Stufen von Gewalt zugeordnet, die in den Handlungsempfehlungen der Stadt definiert sind. Von den insgesamt 60 Meldungen aus dem Jahr 2021 entsprechen mit 37 die meisten Fälle der Stufe 4, wozu zum Beispiel Körperverletzung, Bedrohung, Anspucken, Anschreien aus kürzester Distanz, anonyme Drohbriefe, üble Nachrede und Beleidigung gehören. 18 Vorfälle wurden der Stufe 2 zugeordnet, unter die zum Beispiel distanzloses Verhalten oder verbale Aggressionen fallen. Vier Fälle von Sachbeschädigung wurden unter Stufe 3 verzeichnet. Wie im Vorjahr gab es keinen Fall der höchsten Stufe 5, unter die Geiselnahme oder Amoklauf fallen. Ab Stufe 3 stellt die Stadt Strafanzeige oder Strafantrag. Zum Ausgang der Verfahren liegen der Stadt allerdings keine Informationen vor.

Von Gewalt betroffen waren Mitarbeitende aus 15 Ämtern und Einrichtungen. Aus dem Ordnungsamt wurden, wie in den Vorjahren, mit 18 die meisten Vorfälle gemeldet, gefolgt von 15 Gewaltmeldungen von der Feuerwehr und 12 Meldungen aus dem Sozialamt. „Zudem fallen die gestiegenen Gewaltmeldungen bei den Abfallwirtschaftsbetrieben auf, die sich auf den Recyclinghöfen sowie bei Reinigungsarbeiten rund um den Aasee im Juni 2021 ereignet haben“, berichtet Heuer.

Erneut waren deutlich mehr Männer (45) als Frauen (24) betroffen. Das geht insbesondere auf die Gewaltvorfälle in Bereichen zurück, in denen deutlich mehr Männer als Frauen beschäftigt sind – wie im Ordnungsamt, bei der Feuerwehr sowie bei den Abfallwirtschaftsbetrieben. Auch auf der Täterseite überwiegen die Männer: 53 Täter stehen acht Täterinnen gegenüber.

Gefährderdatei geplant

Zum Schutz der Mitarbeitenden soll bei der Stadt Münster eine zentrale Gefährderdatei angelegt werden, in der Personen erfasst werden, die gegen städtische Mitarbeiter gewalttätig geworden sind. Dadurch können zum Beispiel bei einem Kundentermin durch Namenseingabe im Fall des Falles präventive Maßnahmen ergriffen und es kann beispielsweise ein Termin zu zweit wahrgenommen werden. „Mit der Einrichtung einer Gefährderdatei werden wir den Schutz für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhöhen“, ist Heuer überzeugt.

Der Bericht zu Gewaltvorfällen bei der Stadt Münster 2021 wird der Politik am 10. März im Ausschuss für Gleichstellung sowie am 29. März im Ausschuss für Personal, Digitalisierung, Organisation, Sicherheit und Ordnung vorgestellt.

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