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Weihnachtsgeschichten nicht nur vorgelesen

Weihnachtsgeschichten nicht nur vorgelesen

Literaturkreis der Evangelischen Friedenskirchen-Gemeinde.

Münster-Angelmodde (agh). Nur eine „Lesung“ ist das nicht. Weihnachtsgeschichten, ernste und heitere, beides verspricht Friedhelm Hassel zu Beginn des Treffens in einen Nebensaal der Friedenskirchen-Gemeinde in Angelmodde. Zehn muntere Senioren sind zusammengekommen auf Einladung des Literaturkreises der Friedenskirche. Der Kreis war im Sommer entstanden; neben Hassel sind Jürgen Neiß und Johannes Tacke hier aktiv. Eingeladen hatten sie Interessierte dazu, selbt Geschichten zum Vorlesen vorzuschlagen. Da sei aber nichts gekommen. Aber die drei kennen genug Geschichten, auch Ungedruckte.
Kärglich geht es zu in Bertolt Brechts Weihnachtsgeschichte, die Jürgen Neiß vorliest – als Kontrast liest er Bergengruens „Kaschubisches Weihnachtslied“: Die Kaschuben malen aus, was sie dem Christkind an Leckereien anbieten würden, bis hin zum Kuttelfleisch mit Ingwer. Schon an die erste Geschichte knüpfen einige Teilnehmer mit persönlichen Erinnerungen an – es ist nicht einfach ein Vorlesen, es ist ein Erinnern und Austauschen.  Wolfgang Borcherts „Die drei dunklen Könige“ merkt man die Kriegszeit an – einer der drei kommt ohne Hände, keiner hat „Wertvolles“. Aber alle kommen zu dem Kind. 1945 entstand die Geschichte; eine Frau aus dem Kreis fühlt sich an Aktuelles erinnert, an Aleppo. Anderes bestürzt auf andere Weise und hat eigene Aktualität. Tacke liest „Warum der schwarze König Melchior so glücklich wurde“ von Karl Heinrich Waggerl, dann Rilke.
Dann hat Hassel eine ungedruckte Geschichte aus eigener Feder: Am ersten Weihnachtstag des Jahres 1944 schrieb der 13-Jährige aus Bad Reichenhall in Bayern aus der Kinderlandverschickung an seine Eltern; die hoben den Brief auf und Hassel konnte ihn vorlesen, mit Erinnern an Bonbons und einen Gutschein für ein Buch von Karl May. Eine ganze Sammlung von Selbstgeschriebenem und alten Bildern hat er in der Kladde, deren Blätter man die 70 Jahre ansieht.
Dann schwenkt der Stoff zum Heiteren; die Namen der Autoren kündigen es an:  Heidenreich, Kästner, Ringelnatz und anderen.
Bislang hat der Kreis nach der Annette von Droste-Hülshoff Heinrich Heine und Liebeslyrik behandelt. Am 25. Januar 2016 fährt Johannes Tacke fort mit „Verboten! Verbrannt! Vergessen! Dichter auf dem Scheiterhaufen“ – wieder um 19.30 Uhr in der Friedenskirche. Man könne einfach dazukommen, so Tacke.

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