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Von Frankfurt nach Surinam: Außenseiterin erkundet Insekten

Von Frankfurt nach Surinam: Außenseiterin erkundet Insekten

"Patate und Spinner" - Michael Schadewitz und Sonja Weisz zeigen ein Blatt aus Maria Sibylla Merians Buch. Foto: A. Hasenkamp.

Münster-Wolbeck. Eine erfrischende Überraschung: Beim Kulturkreis in der Kneipe „An de Steenpaorte“ verbarg sich hinter dem Vortragstitel „Surinam – ein Land hinter dem Horizont“ eine faszinierende Lebensgeschichte. Nämlich die von Maria Sybilla Merian, 1647 in Frankfurt geboren in die Wirren des fast beendeten Dreißigjährigen Krieges, vom Stiefvater gefördert in ihrer Leidenschaft, dem präzisen Zeichnen, Malen und Erforschen von Insekten – die damals als Teufelszeug gelten. Ungewöhnlich auch, dass sie als Mädchen zur Schule gehen kann. In Amsterdam reift ihre Idee, nach Surinam zu gehen, das kleine Land an der Atlantikküste Südamerikas, eine Kolonie der Niederlande. Sie schafft es zusammen mit ihrer jüngeren Tochter, arbeitet dort von 1699 bis 1701 an ihrer Leidenschaft. Nicht nach wirtschaftlicher Ausbeutung der Kolonie zu streben, sondern „nach der Erforschung von Gottes Schöpfung“, allein ohne Mann unterwegs – das trägt ihr eine Rolle als Außenseiterin ein.
Das setzten die beiden Vortragenden geschickt in Szene. Michael Schadewitz befragte die Merian – dargestellt von Sonja Weisz, einer gebürtigen Surinamerin kreolischer Herkunft. Ergänzt ist das Rollenspiel um Filmaufnahmen aus dem Wald Surinams, der etwa 1000 Baumarten kennt. Der Vortrag zog 17 Gäste an.
Von den Strapazen der Tropen gezeichnet kehrt Merian aus Surinam nach Amsterdam zurück, veröffentlicht Bücher, stirbt 1717. Im 20. Jahrhundert widmen sich ihrem Werk Ausstellungen in Nürnberg und Frankfurt. Sie gilt als Naturforscherin und Künstlerin, als Wegbereiterin der Insektenkunde.
Im weiteren Programm des Kulturkreises geht es unter anderem um Persönlichkeiten wie Adalbert Stifter, die Gräfin Esterhazy und ihren „vergessenen Garten“ in Nordkirchen und Gartenideen des Wolfgang Oehme.

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