Von der Renaissance der Keramik in der Kunst

Münster-Amelsbüren. 10.000 Stunden – so lang muss der Mensch üben, bis die Hand tut was der Kopf will. Diese Erkenntnis vom Wert des Wiederholens betonte Dr. Martin Henatsch, Künstlerischer Leiter der Gerisch-Stiftung in Neumünster, in der Eröffnungsrede der gut besuchten Vernissage im Kunsthaus Kannen am Sonntagnachmittag.

„Immer wieder das Gleiche tun – Wiederholung in keramischen Objekten“, so lautet der Titel der Ausstellung, die bis zum 28. September am Kappenberger Damm zu sehen ist.
Es sind figurative, vor allem aber abstrakte Arbeiten aus Erde, dem „Urstoff“ aller Künste, die die sechs Künstler zeigen. Es sind Paul Berger und Helmut Licznierski aus Deutschland, Leo de Ruyter, Karin Nordkamp und Norris Francisca aus den Niederlanden sowie Pascal Tassini aus Belgien.
Ganz ähnliche Werke in großer  Zahl nebeneinander finden sich, ausgestellt auf Paletten, auch größere und große in fantastischen Formen, die Wiederholungen von Teilen aufweisen. Vieles ist in der natürlichen Farbe des Lehms belassen, einiges in kräftigen Farben bemalt.
Arbeiten mit Ton, das Töpfern – das galt lange als Stoff für Hobby-Künstler, erinnerte Henatsch. Das habe sich geändert, so die Leiterin des Kunsthauses Kannen Lisa Inckmann. Keramik finde wieder Anklang in der zeitgenössischen Kunst.
Im 19. Jahrhundert begann die Emanzipatin des Künstlerischen, so Henatsch.
„Die Kunst braucht das Handwerk eigentlich nicht mehr“, so bald die Meinung. Handwerker kommen dann für die Umsetzung ins Spiel – nicht für mehr: Ein „Zweitrangiger Erfüllungsgehilfe“ der Kunst.
„Die Götter der modernen Kunst hießen Originalität, Innov, Authen. Zu bezahlen sehr häufig durch die Künstler mit der Münze der Einsamkeit. Doch diese Währung zahlte man gern, um der angeblich tumben handwerklichen Wiederholung des immer Gleichen zu entkommen. Weshalb eigentlich?“ Ideen hätten länger  Bestand und müssten im Vordergrund stehen – diese Ansicht habe die Kunstlandschaft geprägt und präge sie  noch, so Henatsch.
Die Verbindung von Denken und Machen kam in den letzten Jahren wieder zum Vorschein. Ein ganzes Buch widmete der Philosph Richard Sennett dem Handwerker: „The Craftsman“.
Wer nicht nur Schauen will, für den hat Inckmann, drei Workshops organisiert. An einer Außeninstallation im Park vor dem Kunsthaus können Besucher teilnehmen und es gibt einen Film über das Schaffen der keramischen Arbeiten. Die Workshops leiten Ursula Commandeur am 25.5., Stephanie Link am 10. und 11.7. und Danijela Pivaševic-Tener aus Neumünster am 17.8.