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Vom Weg der Masematte

Vom Weg der Masematte

Masematte ließ Wolfgang Schemann lebendig werden, von der Entstehung bis zur Spaß- und Freizeitsprache. Foto: anh.

Münster-Wolbeck. Masematte und Denkwürdiges aus Münster war am Dienstagabend Thema von Wolfgang Schemann im AWO-Treff. Doch in ganz normalem Deutsch begrüßte Schemann, Autor von „Leeze, Lowi und Lowinen“ die Gäste – mit Höflichkeiten und Floskeln hätten sich „die Masematte-Freier“ nicht aufgehalten. Das besonders in Münster verbreitete Vokabular, getränkt von Jiddisch, Romani und Rotwelsch, stark ins Niederdeutsche eingebettet, war gängig bei ärmeren Leuten,  fahrendem Volk, bei Arbeitern, Viehhändlern, Kleinkriminellen, bei „Pani-Malochern“ beim Bau des Kanals in Münster, bei Kleinbürgern  in bestimmten Vierteln, nicht den bestangesehensten: ein „Soziolekt“. Sie wollten nicht, dass alle sie verstehen. Angesehen war die Sprache nicht, aber praktisch. Viele Begriffe drehten sich ums Geschäft, um Masematte. Dennoch gebe es etwa ein Dutzend Masematte-Wörter für Frau in der Sprache mit ihrer „sehr übersichtlichen Zahl von Wörtern“. Die Bomben auf Münster im II. Weltkrieg zerstörten viel vom Milieu der Masematte, gerade im Kuhviertel, wo man sie besonders viel gelabert hatte; zuvor hatte sie schon den Zorn der NSDAP auf sich gezogen: das Entstehungs-Mileu der Masematte ging „machulle“.

Schemann liest seine Übersetung der „Bremer Stadtmusikanten“ wie ein Pani-Fall in Masematte vor: Die Matschka kletterte auf den Keilof – die AWO-Gäste glucksen und lachen. Die Begriffe der Geheimsprache seien heute eine „Spaß- und Freizeitsprache“ und gern gehört in vielen Teilen der Gesellschaft, als „Sehenswürdigkeit“ Münsters, meint Schemann. Begegnen kann man Masematte auch im Ruhrpott, berichtete Anja Hilgenberg. Und als in einem Gespräch in Süd-Chile einer von „Ömmes“ spricht, stehen dem andern Tränen in den Augen: Das muss einer aus Münster sein, „das habe ich seit 20 Jahren nicht mehr gehört“.

Einen Masematte-Verein gebe es in Münster nicht, sagt Schemann, ehemals Redakteur bei „der Tagesfleppe, die sich WN schmust“. Es existiert da und dort am Tresen und in Büchern. Er schrieb selbst eines und war „überrascht, wie viele Leute darauf anspringen – da habe ich jetzt ein zweites gemacht“. Eine gewisse Rolle spielt Masematte bei Fußballern: „Schmus mich nochmal wie du die Asse reingemacht hast“. Freilich lässt sich auch „Der Erlkönig“ in Masematte übersetzen. Oder etwas von Annette von Droste-Hülshoff.
Überrascht waren die Veranstalter vom AWO-Ortsverein Wolbeck, Marlene Benter-Camen und Horst-Herbert Camen, allerdings vom geringen Zuspruch. Schemanns erster Vortrag, an einem frühen Nachmittag gehalten, war aus allen Nähten geplatzt, sie mussten Interessierte nach Hause schicken – viele interessierten sich für einen Zusatz-Termin. Der hat zu der für Berufstätige günstigen Zeit um 18.30 Uhr, nur sechs Gäste angezogen.

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