Vogelgrippe: Keine akute Gefahr für Münster

Münster.- Die Nachricht, dass der Erreger der Geflügelpest in Rumänien nachgewiesen wurde, erreichte gestern (13. Oktober) das städtische Veterinäramt nicht unvorbereitet. Bereits in der vergangenen Woche hatte es alle registrierten Geflügelhalter, Schweinehalter und Organisationen über die erforderlichen Schutz- und Kontrollmaßnahmen informiert.

Veterinäramt ist vorbereitet / Geflügelhalter sind informiert / Füttern im Freien verboten

Krankheitsfälle sind in Münster bisher nicht bekannt und auch eine akute Gefahr für die Allgemeinheit besteht nicht.

„Wir bereiten uns seit Wochen auf den Ernstfall vor, haben die Daten zur Geflügelhaltung in Münster auf aktuellstem Stand, Materialbestände kontrolliert und Alarmpläne überarbeitet", sagt Dr. Roland Otto, Leiter des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes. Rund 200 Geflügelhalter sind in Münster registriert, ein Viertel hat mehr als 100 Tiere in seinem Bestand. Insgesamt flattern in den Stadtgrenzen rund 240 000 Hühner und anderes Geflügel.

Meldepflichten und Blutproben

„Für sie alle gilt nach wie vor ein breites Pflichtprogramm, das auch schon vor den ersten Fällen der Geflügelpest galt", so der städtische Tierarzt Dr. Giovanni Serra. Dazu gehören die Führung eines Bestandsregisters, Meldepflichten beispielsweise bei festgelegten auffälligen Todesraten oder Rückgang der Legeleistung und bestimmte Impfungen.

Außerdem müssen Betriebe mit Freilandhaltung von mehr als 100 Tieren vom 15. Oktober bis 15. Dezember Blutproben nehmen lassen; sie wurden vom Veterinäramt bereits angeschrieben. Dies gilt auch bei gewerbsmäßiger Freilandhaltung zur Zucht. Die Zeitspanne deckt sich mit dem jetzt beginnenden Vogelzug.

Um keine Wildvögel anzulocken, gilt in ganz NRW bereits ein Fütterungsverbot im Freien. In bestimmten Gemeinden am unteren Niederrhein und in Petershagen (Kreis Minden/Lübbecke) darf darüber hinaus Geflügel nicht mehr frei laufen. Für Münster gilt dieses Aufstallungsgebot jedoch nicht. „Zwar ziehen hier jährlich rund 15 000 Zugvögel durch", so Dr. Serra. „Doch am Niederrhein werden allein 200 000 Gänse gezählt."

Menschen Grippeimpfung empfohlen

Personen, die häufiger direkten Kontakt zu Geflügeln und Schweinen haben, empfiehlt das Veterinäramt eine vorbeugende Impfung gegen die Erreger der menschlichen Influenza. Diese Grippeschutzimpfung führen Haus- und Betriebsärzte durch, die Kosten trägt in der Regel der Krankenversicherungsträger.

Durch diese Impfung soll die Gefahr verringert werden, dass sich neue gefährliche Viren aus Erregern der menschlichen Influenza und der Vogelgrippe bilden. Auch wird eine Doppelbelastung vermieden, sollte wirklich ein Mensch gleichzeitig an der Vogelgrippe und der menschlichen Grippe erkranken.

Weitere Fragen zum Thema beantwortet das Veterinäramt unter Tel. 0 25 34/971-301.

Hintergrund-Informationen

Mit den Begriffen „Geflügelpest, aviäre Influenza, Vogelgrippe" wird die Erkrankung von Vögeln bezeichnet, die von Influenzaviren ausgelöst wird. Diese an Vögel angepasste Infektion endet bei Geflügel oft tödlich. Auch Säugetiere können infiziert werden.

Die Verbreitung ähnelt einer Grippe beim Menschen (Ausscheidung der Viren durch erkrankte Vögel, Verbreitung durch Geräte und Gegenstände, an denen die Viren haften). Die Viren gelangen beim Einatmen oder durch den Mund in den Organismus.

In der freien Außenwelt sind die Viren schon nach kurzer Zeit nicht mehr gefährlich. In Vogelkot können sie jedoch bis zu 30 Tagen überleben.

Voraussetzung für eine Infektion des Menschen ist ein enger Kontakt zu infizierten Vögeln. Sie verursacht in der Regel eine Bindehautentzündung, die nach wenigen Tagen ohne Folgeerscheinungen abklingt. In Asien führten allerdings schwere Krankheitsverläufe bei über 60 Personen zum Tod. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wurde bisher nur in zwei Fällen in Thailand festgestellt.

Sorgen bereitet Experten die Möglichkeit, dass sich aus Erregern der Vogelgrippe und der menschlichen Grippe ein neuer Virus entwickelt. Dies könnte bei Menschen oder bei Schweinen geschehen, die gleichzeitig mit beiden Erregern infiziert werden. Erst wenn solche neuartigen Viren die Fähigkeit erlangen, Menschen wirksam zu infizieren und dabei starke Krankheitserscheinungen auszulösen, wäre mit einer länderübergreifenden Verbreitung der Krankheit, einer Pandemie, zu rechnen. Im 20. Jahrhundert gab es drei solcher Pandemien.