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„Vielleicht können Jugendliche das besser“

Münster-Angelmodde. Miteinander leben und erleben können Kinder am besten in der Freizeit – da bot sich die Idee an, Geldsorgen oder andere Hürden einer Teilnahme an Ferienfreizeiten wegzuräumen. Dem Vorschlag der Querflötistin Martina Pahl stimmte der Organist von St. Clemens, Henk Plas, sofort zu. Nach Gesprächen auch mit der Caritas stand der Plan fest, den die beiden im Benefizkonzert am Sonntagnachmittag in St. Bernhard mit Pfarrer Klaus Wirth in Musik und meditative Worte umsetzten.

Stolze 315,80 Euro kamen zusammen und gehen in die Jugendarbeit von St. Bernhard.

Die professionellen Musiker boten in der guten Akustik von St. Bernhard moderne Werke auf hohem Niveau, so eine spätromantische Elegie für Flöte und Orgel des Wieners Franz Lachner, die expressiven, viel mit Dissonanzen arbeitenden Komponisten Sigfrid Karg-Elert („Appassionata“) für Querflöte solo und Frank Martins als Kirchenmusik ungewöhnliche „Sonata da chiesa“. Hörenswert auch die von Orgel und Flöte gebotenen drei Bewegungen für Flöte und Orgel des 1940 gestorbenen Jehan Alain, der melodische Leichtigkeit mit seelenschwerem Ausdruck verbindet.

Wirth las ein Interview mit Marcel Reich-Ranicki über die hessische Einbürgerungsprüfung per Fragebogen. Er hätte den Test nicht unbedingt bestanden, meinte der Inbegriff der Kenntnis deutscher Literatur, und warf damit die Frage auf, was denn Voraussetzung für Eingliederung sei. Intoleranz habe ältere Wurzeln als das Unwissen, zeigte ein Text von Jörg Bopp.

Wirth blickte auch auf die Situation 1983 zurück, als er am 19. März nach St. Bernhard kam. Damals gab es in der Waldsiedlung ein englisches Ghetto, dem Abzug der Einheit folgte Verwahrlosung; ein neues Ghetto entstand. Mit Unterstützung des Weihbischofs bot man praktische Hilfe und Betreuung, bis dann professionelle Hilfe nötig wurde. Wirth dankte den Sozialarbeitern und besonders den vielen ehrenamtlichen Helfern.

Hilfe könne „nicht über die Kanzel“ stattfinden. Den Sparmaßnahmen in der Jugendarbeit müsse man sich entgegenstemmen. In der Beschäftigung mit dem jüdischen Glauben und dem Islam solle man versuchen, sich auch dort selbst wiederzufinden. „Vielleicht können Jugendliche das dreimal besser als wir alle“, sagte Wirth.

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