Vielfalt Danzigs vorgestellt / Wolbecker bereiten sich auf Polen-Reise vor

Wolbeck. Die Facetten einer Stadt: Dr. Peter Oliver Loew stellte am Dienstag im Westpreußischen Landesmuseum (Drostenhof Wolbeck) die Vielfalt Danzigs vor.
Nachmittags präsentierte Dr. Loew die Stadt als „Erinnerungsort Europas im 20. Jahrhundert“ insbesondere einem jüngeren Publikum.  Aufmerksame Zuhörer dabei waren auch die Mitglieder einer Foto-AG des Gymnasiums Wolbeck. Sie fahren im August auf Einladung der Kulturreferentin nach Danzig und wollen die Stadt im Bild festhalten.
Der Referent erläuterte die historische und kulturelle Bedeutung der Danzigs. Er erklärte dabei, was diese Stadt als europäischen Erinnerungsort im Bewusstsein der Menschen verankert: die besondere Rolle Danzigs  unter Kontrolle des Völkerbunds nach dem 1. Weltkrieg, der Ausbruch des 2. Weltkriegs in Danzig, Zerstörung und Wiederaufbau,  der Widerstand der Bevölkerung gegen die kommunistischen Machthaber in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Zudem mache auch das Wirken des Autors Günter Grass Danzig zu einem Erinnerungsort  auf literarischer Ebene.
Dr. Loew zeichnete dabei die Stadtentwicklung als Geschichte zahlreicher historischer Brüche nach. „Die Stadt wächst immer noch zusammen“, betonte er. Den jungen Danzig-Reisenden gab er zudem wertvolle Tipps: Er wies auf gerade laufende spannende archäologische Ausgrabungen hin, erklärte, wo welche Spezialitäten serviert werden und wo was los ist.
Bei einer Abendveranstaltung stellte Dr. Loew dann dem erwachsenen Publikum Literatur und Geschichte Danzigs vor. Grundlage dafür waren die von ihm verfassten Bücher „Danzig. Literarischer Reiseführer“ (Verlag Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam, 2009, ISBN 978-3-936168-43-3) und „Danzig. Biographie einer Stadt“  (Verlag C.H. Beck, München, 2011, ISBN 978-3-406-60587-1). Mithilfe seines literarischen Reiseführers präsentierte Dr. Loew Danzig  als „eine Stadt wie ein Buch“ und nahm die Zuhörer mit auf verschiedene Spaziergänge auf den Spuren von Danziger Dichtern. Mit seiner Stadtbiographie stellte der Referent Danzig als bedeutsamen Ort der Geschichte und Zeitgeschichte vor.
Dr. Loew wurde 1967 in Frankfurt geboren. Er wuchs in Hessen auf und studierte nach einem Zeitungsvolontariat Volkswirtschaftslehre in Nürnberg sowie Osteuropäische Geschichte, Slawistik und Wirtschaftswissenschaften in Freiburg sowie Berlin. 1997 promovierte er mit einer Arbeit über Danzig, wo er mehrere Jahre lebte. Seit 2002 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Polen-Institut in Darmstadt. Aber wie kam der Wissenschaftler überhaupt auf Danzig? „Der Liebe wegen“, schmunzelt Dr. Loew: Er hatte dort mal eine Freundin.
Eingeladen hatte dazu Magdalena Oxfort M.A., Kulturreferentin für Westpreußen, Posener Land, Mittelpolen, Wolhynien und Galizien.