Versenkt in barocke Virtuosität: Cellist Ludwig Frankmar bezaubert in St. Nikolaus

Zuletzt aktualisiert 4. Juni 2021 (zuerst 6. November 2011).

Münster-Wolbeck, 4.6.2011. Ein Moment der Stille, er reckt sich, dehnt die Finger, dann gleiten seine Finger ansatzlos in die fünf Saiten.
Ludwig Frankmar spielte am Sonntagabend in St. Nikolaus auf dem Barockcello französische und deutsche Werke des späten 17. und 18. Jahrhunderts. Barockcello – das verspricht besondere Klangfarben, und die hatten etwa 50 Zuhörer in die Kirche gelockt, um aus nächster Nähe – Frankmar spielte im Mittelgang – hören und nicht zuletzt sehen zu können. Ein „Kontrastprogramm“ zum Improvisations-Konzert „Die Orgel rockt“ vom Freitag, wie Kantor Torsten Schwarte zur Begrüßung sagte.

Cellist Ludwig Frankmar bezaubert in Wolbeck mit französischen und deutschen Komponisten

Frankmar spielte zunächst aus „Pièces de Violle“ von Antoine Forqueray, neben Marin Marais bedeutendster Gambist am Hofe Ludwigs XIV.: eine gute Wahl, denn Forqueray überrascht mit frischen, ungehörten Ideen. Die dunkle Färbung des Barockcello bringt Frankmar in seinem klaren, transparenten Spiel mit hoher Virtuosität einfühlsam und fein zur Geltung, das gilt auch für die Stücke aus „Pièces á une et á deux violes, premier live“ von Marais, die Stücke für Viola da Gamba senza Basso von Karl Friedrich Abel  und schließlich die Suite Nr. 5 C-Moll (BWV 1011) von J. S. Bach. Das Barock-Cello präsentiert sich hier  als ausgereiftes, vielseitiges Solo-Instrument in den Fingern eines Meisters. Der Kirchenraum steuerte einen passenden Nachklang bei; Frankmar zeigte sich sehr angetan von St. Nikolaus.

Zum Thema.:  Mit Vibraphon und Saxophon: 20. Jubiläum von „In Concert mit Bensen und Fuchs

Das Publikum in der Kirche St. Nikolaus in Wolbeck dankte es mit starkem Applaus; Frankmar revanchierte sich, da er in einer katholischen Kirche sei, gern mit „katholischer Musik“, nämlich einer Ricercata  von Giovanni Bassano, Instrumentalmusiker an San Marco in Venedig, von 1585. Barocke Musik sei ideal für dieses Instrument, erklärte Frankmar noch, und besonders die Musik der französischen und deutschen Komponisten. Doch Vivaldi spiele er ebenso auf diesem Instrument. Ludwig Frankmar lebt in Berlin und tritt Solo wie in Ensembles auf.