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Verkaufsoffene Sonntage in Münster: WDR 5-Stadtgespräch in den Arkaden

Münster (agh). Sollen in Münster sonntags die Geschäfte zu bleiben? Mitdiskutieren konnten Münsteraner das beim „Stadtgespräch“ von WDR 5, live auf Sendung, am Donnerstagabend mitten in einer „Kathedrale des Konsums“, im Lichthof der Münster-Arkaden.
Die Bürger Münsters hätten entschieden, ist mehrfach zu hören, das sei zu akzeptieren. Konter: Man müsse die Attraktivität Münsters gegenüber Online-Shops und für Auswärtige heben, heißt es, auf „150 Busse auf dem Schlossplatz“ an solchen Tagen wird verwiesen. Nicht immer ist klar, ob es speziell um Adventssonntage geht. Dann zieht ein Geschäftsmann den Nutzen in Zweifel: Fast nichts hätten bisherige verkaufsoffene Sonntage seinem Laden gebracht. Wenig bleibt unbezweifelt  im Hin und Her zwischen Bernd Bajohr, Verdi-Geschäftsführer Münsterland, Martin Mustroph, evangelischer Pfarrer und auf der anderen Seite Thomas Schäfer,  Geschäftsführer des Handelsverbands Nordrhein-Westfalen Westfalen-Münsterland. Das Wirtschaftsministerium des Landes NRW vertrat Abteilungsleiter Karl-Uwe Bütof.

Wie es weitergehen könne, darum geht es wenig in dieser Debatte – es wird nachgekartet zur einstweiligen Anordnung des Verwaltungsgerichts Münster: Wie man denn so kurzfristig den Klageweg beschreiten könne …, und gekontert: schon Ende 2015 habe man …
Die Anlassbezogenheit für verkaufsoffene Sonntage ist nicht mal so eben abzuschaffen, verdeutlichen Bütof und die Radio-Moderatorin Judith Schulte-Loh – die stehe in einem Bundesgesetz, und das wiederum habe seine Begründung in Artikel 139 des Grundgesetzes.

Wenige Stühle im Lichthof sind noch frei, es mangelt Publikums-Moderator Holger Beller nicht an Gesprächspartnern aus Bürgerschaft und Handel. Vertreter aus Handelsvereinen und Politik sind anwesend, etwa Karin Eksen und Rüdiger Sagel von der Linken, es sprechen aber andere.
Mustroph stellt klar, es gehe ihm um ein „Menschenbild“; er wolle die gemeinsame Freizeit bewahren, für Familie, Freunde, Vereine. Mit „Freizeitausgleich“ sei es nicht getan. Kein Einzelfall scheint die Sorge zu sein, eine weitere Liberalisierung sei vom Handel beabsichtigt: „Salamitaktik“ wird unterstellt, man könne nicht mehr sicher sein, wohin die Wirtschaft denn noch wolle, so ein Mann mittleren Alters. Die Allianz von Gewerkschaft und Kirche sei „seltsam“, moniert Peter Hemecker von den „Piraten“, Bajohr nennt sie „fruchtbar“.
Die Kirche-Gewerkschaft-Allianz spricht, als ob es die 7-Tage-Woche für Verkäufer bedeuten würde – Steilvorlage für eine Korrektur.  Es muss ja keiner an so einem Tag arbeiten, heißt es, mit Unglauben wird es quittiert.

Ob er denn erlebt hätte, wie entspannt an so einem Sonntag eine Beratung ablaufen könne? Konter: Ob nicht dieser Verkäufer dann unter der Woche fehle? Interesse an solchen Sonntagen ist auch im Umland vorhanden, daran erinnert Heinz Gaßmöller vom Einrichtungshaus aus Drensteinfurt.
Ein Einzelhandels-Veteran weiter hinten echauffiert sich auch ohne Mikrophon mit gewisser Konstanz und Lautstärke; wischt die Bitte einer Zuhörerin, doch zuhören zu können, mit einer Armbewegung weg. „Geh mir doch weg mit der Verfassung“, wirft er nach der Sendung Pfarrer Mustroph an den Kopf.
Der Verdi-Vertreter erinnert daran, dass die Anträge auf verkaufsoffene Sonntage bis Mitte Februar vorliegen müssen. Der OB solle die betroffenen Parteien an einen Tisch bringen. Da ist die Sendung schon vorbei.

Die Gewerkschaft Verdi hatte nicht nur in Münster, sondern auch in Velbert, Wuppertal, Remscheid und Solingen verkaufsoffene Sonntage durch einstweilige Anordnungen gekippt.

Podiumsrunde zum Verkaufsoffenen Sonntag im WDR5-Stadtgespräche in den Münster-Arkaden. Foto: A. Hasenkamp, Fotograf in Münster.

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