Unter der Haut: Verletzliches hinter Schleiern in der Ausstellung im Kunsthaus Angelmodde

Zuletzt aktualisiert 15. November 2015 (zuerst 26. November 2007).

Harlekin, von Matthias RiedelMünster-Angelmodde. „Dieses Gesicht zieht die Aufmerksamkeit magisch auf sich“, meint eine Besucherin im ersten Stock des Kunsthauses Angelmodde. Dabei bietet es keine Gesichtszüge, keine Augen: Weiß, wo das Gesicht sein muss, eine schwarze Kappe umrahmt es, schwärzlich-roter Hintergrund. Starker Ausdruck trotz oder wegen des Weggelassenen, das prägt etliche der von Matthias Riedel ausgestellten Werke.

Pastell und Acryl, auch Skulpturen im Kunsthaus Angelmodde

Aber nicht alles; hier herrscht Vielfalt. Pastell und Acryl, auch Skulpturen sind hier zu finden. Neben die recht zahlreichen Werke, die ihrem Ausdruck nur mit Schattierungen von Schwarz und Weiß erzielen, treten einige mit blau-grün, eine „Rote Reihe“ stammt aus jüngerer Zeit. Bei allen lässt sich, zum näheren Hinschauen verlockt, mehr entdecken. So beim „Rückblick“, dem sich nur zart vom düsteren Hintergrund abhebenden Menschen, der, ohne Gesicht, den Betrachter doch intensiv anzuschauen scheint. Sie wirken „Unter der Haut“, wie die Ausstellung heißt. Ganz ohne Farbe kommt auch die Figur mit vorgesunkenem Kopf zu einer klaren Aussage. Andere wecken unterschiedliche Assoziationen. Zur Kunst kommt Text. Kindergedichte schreibt Riedel, Lyrik auch, und er illustriert Kindergedichtd. Zum Gemälde „Raureifprinz“ gibt es in dieser Ausstellung, Riedels erster „offizieller“, auch ein Gedicht gleichen Namens. Bei einigen Besuchern erhalten die handgeschriebenen, gerahmten Texte die gleiche Aufmerksamkeit wie das Bildliche.

Skulpturen wie Merkur und Neptun inspiriert aus der Kunsttherapie

Die nach Sternen benannten Skulpturen wie Merkur und Neptun stammen aus Riedels Studium der Kunsttherapie. Den geborenen Münsteraner hat es für diesen in Deutschland anders als in den USA noch wenig bekannten Beruf an die Fachhochschule Ottersberg gezogen. Rundes und Weiches herrscht bei den Stern-Skulpturen vor. Wenige Schritte weiter eine ganz andere  Skulptur. Auch hier zunächst gebogene Formen, zwei aufstrebende Stränge, doch sie sind abgeschnitten und das betonähnliche Material durchbohrt mittlings ein dicker Stahldraht. Auch hier Stoff zum Bedenken.
Grundlage seines Schaffens ist Handwerk, drei Jahre hat Riedel „von der Pike auf“ Grafikdesign bei „eidos“ gelernt, erzählt der Geschäftsführer der Angelmodder Werbeagentur, Markus Küper. Der hat die Ausstellung im Kunsthaus für seinen ehemaligen Mitarbeiter arrangiert, den er später noch gern engagierte „wenn aus Hässlichem noch Schönes“ zu zaubern war.
Die Werke Riedels sind noch bis Ende Dezember im Kunsthaus Angelmodde zu sehen.