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Unnachahmliche Laute: Lutz Kirchhoff spielte die Königin der Instrumente in Alt St. Clemens

Münster-Hiltrup. „Darf ich die Laute mal halten?“, bittet nach dem Konzert eine Dame den Lautenisten Lutz Kirchhoff. Sie darf und schon schart sich eine kleine Gruppe in der Kirche Alt St. Clemens um das Instrument mit den 24 Saiten.

Aus dem Orient stammt das Muster der Rosette im Schallloch, nur einen Millimeter dick ist die Decke der Barocklaute. Auch die Noten stoßen auf Interesse, eine komplexe Tabulatur mit Griff-Hinweisen. Sie ist sie äußerst schwer zu lesen, so schwer, dass manch alte Literatur lange nicht als solche erkannt wurde. Lange galt die Laute „die Königin der Instrumente“. Die Lautenisten standen bei Hofe im höchsten Ansehen. Einer musste diese Musik, die so geeignet ist,  nachzudenken und in sich hineinzuhorchen, das Nachts den überspannten Nerven des Sonnenkönigs vorspielen.

Den Nachbau eines historischen Instruments besitzt Lutz Kirchhoff und beherrscht ihn meisterlich. Ein fachkundiger Besucher des Konzerts stufte ihn als „lebenden Silvius Leopold Weiss“ ein. Weis, 1750 gestorben, galt als der Größte der Lautenisten; mit Johann Sebastian Bach hat er um die Wette improvisiert und war königlicher Kammerlautenist in Dresden.

Kirchhof wäre damals als Hoflautenist durchgegangen – auch im Äußeren: Die langen wallenden Haare erinnern an Porträts von Weiss. Schüler habe er nicht, sagt Kirchhoff, er unterrichte sich selbst. Das sei schwer genug.

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Kirchhoff eröffnete mit einem Rondo von Weiss, auch die Zugabe bestritt er mit einem Werk des Lautenisten und Komponisten, von dem noch heute weitere Literatur entdeckt und erschlossen wird. Die weiteren Komponisten des an Klangfarben und Dynamik reichen Konzerts gehören zur Pariser Schule, Dubus ist darunter und zwei der Brüder Gauthier. Tänze und Fantasien erklingen.

„Rhetorik der Götter“  nannte man dieses Lautenspiel, das Kirchhoff zum Motto seines Konzerts machte. Die Lautenisten widersetzten sich einem Trend des Barock, der die menschliche Stimme in den Vordergrund schob: Diese Laute waren nicht singbar, sie schuf nur die Laute. Was der Mensch nicht singen konnte, das musste göttlich sein.

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