Unfrauliches Kabarett im Drostenhof Wolbeck
Zuletzt aktualisiert 27. Oktober 2016 (zuerst 12. Mai 2005).
Münster-Wolbeck: Teils derbe Worte zum feinen Blick auf zwischenfrauliche Psychosen warf am 12. Mai 2005 Irmhild Willenbrink dem Publikum im fast voll besetzten Danzig-Zimmer des Drostenhofes an den Kopf.
Die umtriebigen ehrenamtlichen Aktiven des Förderkreises Drostenhof zu Münster-Wolbeck e.V. hatten zum zweiten Male in diesem Jahr belustigend-lehrreiches Kabarett nach Wolbeck geholt. Und nun fast schon eine Frauen-Bildungs-Reihe daraus gemacht: Hatte Carsten Höfers „Frauenversteher“ aus männlicher Warte einen Blick von außen auf Frauen geworfen, analysierte nun Willenbrink in ihrem Programm „Von mir aus“ ganz von Innen, rein im Blick von Frau auf Frau in Frau gegen Frau. Denn hier fanden Männer nur randnotizhaften Eingang als schnell vergängliche Wesen, Zivi-Lustknaben und radebrechend-unverständliche Minimalhirn-Spezies. Die abendliche Erkundung galt diesmal kaum Geschlechterbeziehungen, sondern den Frauen, der Figur „Irmhild“ und ihrer – fiktiven – Verwandschaft von Tanten, Oma und Ex-Mitschülerin.
Stoff genug für die studierte Psychologin Willenbrink. Mit reichhaltiger Mimik, Gestik und äußerst variabler Stimme setzte sie das pralle Frauenleben in Szene.
Willenbrinks Figuren echauffieren sich wie Mimosen, bedrängen und kompromittieren sich, trampeln mit Pfennigabsätzen auf Gefühlen – gar nicht wie weich-warmherzig genügsame Ideal-Frauen. Willenbrink schauspielert überzeugend-überzogen, mit rasend schneller Verwandlung. Die sich mit zwanghaft neurotisierender Inbrunst um ihre mannlose Tochter mühende Mutter ist eine Pracht, dito die wienernde Tante, die von der mannlos-unvollständigen Irmhild als sinnentleert demontierte Muster-Mutter Gudrun oder die trocken-sarkastische Oma Paula. Manch kaltschnäuziger Kalauer steht bei Willenbrink neben der feinen Beobachtung.
Rasante Charakter-Wechsel von einem Abgrund zum nächsten bot Irmhild Willenbrink in ihrer fulminanten Kabarett-Show.