Trauer und Hoffnung: Texte erschließen Lebenswelt von Opfern des Nationalsozialismus

Zuletzt aktualisiert 12. Dezember 2015 (zuerst 27. Januar 2012).

Münster. Zu einem besonderen Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus hatte anlässlich des Jahrestages der Befreiung von Auschwitz die Arbeitsgemeinschaft Münster der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) in die Westfälische Schule für Musik an der Himmelreichsallee eingeladen.

Musik von Prokofjew, Alban Berg, Beethoven und Debussy, gespielt von Schülerinnen der Musikschule und dem Klavierlehrer Thomas Weber, umrahmte den Kern: Texte von Überlebenden.

„67 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz möchten wir dem Erinnern einen Raum, eine Stimme und nicht zuletzt Töne voll Trauer und Hoffnung geben“, sagte Matthias Hake, Vorsitzender der DIG zur Begrüßung. Er zitierte aus dem Tagebuch von Jochen Klepper, nach dem in Münster eine Straße benannt ist, dessen Mischehe mit einer Jüdin 1942 zwangsweise geschieden werden sollte und der mit seiner Familie Selbstmord beging: „Wir gehen heute Nacht gemeinsam in den Tod.“ Hake erinnerte auch an jene, die „uns  immer wieder beschämen mit ihrer Fähigkeit zur Vergebung“. So sage Eva Moses Kor: „Vergebung ist ein Samen des Friedens, der letzte Akt der Selbstheilung“. Sechs Mitglieder des Vorleseclubs Hiltrup lasen Texte aus Autobiographien und Interviews mit jüdischen Zeitzeugen. Deren Erinnern galt zum einen dem Geschehen der Nazi-Schreckensherrschaft. Ein erschreckender Aspekt kam im Text „Verlorenes Glück“ der Polin Roma Ligocka zum Ausdruck: Lange nach dem Krieg erkennt sie gleich nach der Geburt ihres Sohnes in dem Arzt einen SS-Mann aus dem Ghetto wieder. Zum Erinnern kommt das Wissen: die Täter von früher sind noch da. Ein anderer Text erzählt davon, wie ein Opfer vergessen will, aber nicht weiß, wie.
Egon Mazoschek vom Vorstand der DIG in Münster hatte den von Günter Rohkämper-Hegel geleiteten Vorleseclub angesprochen. Den Club unterstützte als Sängerin Monica Leuer-Rose.