Theologie unverzichtbar als Gesprächspartner für Naturwissenschaften

Münster. Der westfälische Präses Alfred Buß hat die übergreifende Bedeutung der Theologie an der Universität betont. In seinem Vortrag zur Verleihung der Ehrendoktorwürde sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche von Westfalen in Münster, die Theologie sei unverzichtbar als Gesprächspartner in den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen, vor denen Wissenschaft und Gesellschaft stehen.

Ehrendoktorwürde für Präses Alfred Buß – Theologie unverzichtbar als Gesprächspartner für Naturwissenschaften 

"Die Theologie fragt danach, welche religiösen und weltanschaulichen Basisannahmen Wissenschaftsprozessen zugrunde liegen, die gern als rein wissenschaftlich bezeichnet werden", sagte Buß. Als Beispiele nannte er die Gen- oder Hirnforschung, die vom Ideal des perfekten Menschen motiviert sein könnte, die Konzentration der Wissenschaft auf Effizienz, die demografische Entwicklung und den rasanten globalen Wandel.
 Die Evangelisch-Theologische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität hat Alfred Buß die Würde eines Doktors der Theologie ehrenhalber verliehen. Der Dekan der Fakultät, Professor  Albrecht Beutel, überreichte die Ehrendoktorurkunde am Dienstag bei einem Festakt im Schloss zu Münster.

Buß: Alle Wissenschaften sind der Wahrheit verpflichtet

Die Theologie könne einen Beitrag dazu leisten, dass "Orientierungswissen" an den Hochschulen gleichrangig sei wie "Verfügungswissen". Die förderungswürdige Elite dürfe nicht nur als Leistungs-, sondern müsse auch als Verantwortungselite verstanden werden. Alle Wissenschaften seien der Wahrheit verpflichtet – für diese Verpflichtung sei der interdisziplinäre Dialog unverzichtbar: "Sonst besteht die Gefahr, dass sich Naturwissenschaften und Theologie nichts mehr sagen." Die evangelische Kirche kann nach Überzeugung von Präses Buß an der Hochschule "einen Raum eröffnen, in dem grundlegende Fragen des Lebens und Glaubens Platz haben und bearbeitet werden".

Professor Christian Grethlein als Vertreter der Evangelisch-Theologischen Fakultät hob in seiner Laudatio hervor, dass Buß sich in seinem Amt als Präses im Dialogfeld von Kirche und Gesellschaft engagiere. "Neben sozialpolitischen Fragen, bei deren Behandlung die Erfahrungen des früheren Ruhrgebiets-Superintendenten mitschwingen, liegt Ihnen vor allem die Bewahrung der Schöpfung am Herzen. Auch hier haben Sie wichtige, über den engeren kirchlichen Kreis hinausreichende Impulse hoher sozialethischer Relevanz gegeben", sagte Grethlein. Zudem habe sein theologisch reflektierter und geschichtlich bewusster Dialog mit jüdischen Gemeinden die Professoren der Evangelisch-Theologischen Fakultät beeindruckt. "Sein Wirken ist Ausdruck einer guten und gelehrten Evangelischen Theologie", fasste Grethlein die Verdienste des Präses zusammen.