Theater AG des Gymnasiums Wolbeck zeigt Momo-Aufführung als ausdrucksstarke Gemeinschaftsleistung

Grauer Herr rauchendMünster-Wolbeck. In Rufen und Sprüngen der Begeisterung löste sich die Anspannung der ersten Vorstellung: Die Theater AG des Gymnasiums hatte am Freitagabend das Stück „Die Geschichte von den Stundenblumen" aufgeführt. „Das ist eben eine Gemeinschaftsleistung“, meinte ein Vater, der sich da an Fußball-Erlebnisse erinnert fühlte.

Ganz kurz nur präsentierten sich die Einzelnen nach der Vorstellung, schnell traten sie in die Reihe zurück, um sich dann gemeinsam im Kreis feiern zu können.

Kampf um die Menschen und ihre Zeit

Der Freude der Aktiven entsprach der Applaus der Zuschauer, die im proppenvollen Pädagogischen Zentrum Zeugen einer Aufführung mit Botschaft wurden. Die Schauspieler vermittelten sie mit Geschick: So die durchschlagende Wirkung, die Momos (Leonie Fischer) schlichte Zeit-Geschenke an Streitende erzielen. Beppo Straßenkehrer (Nele Lang) regt weise an, das Jetzt zu leben. Dass man sich in diesem Stück nicht in ferner Zeit, sondern im Hier und Heute befindet, zeigen die enttäuschten Kinder, die von den Eltern allein gelassen sind, im Spiellager nur spielen sollen, was nützlich ist.
Da hat sich der Kampf um die Menschen und ihre Zeit schon gefährlich zugespitzt, bis sogar Momo bittet, es möge schneller, schneller gehen. Meister Horas (Charlotte Weidlich) weise Schildkröte Kassiopeia (Laura Glasner) mahnt Momo: Langsamer ist schneller.

Klare Aussagen dank Drehbuch, Kostümen, Bühnenbild und Schauspielern

Auch diese Szene trägt ihre Botschaft klar vor: Die Theater AG hat mit dem Drehbuch von Lehrerin Heike Behrens das umfängliche Werk „MOMO oder Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte“ von Michael Ende in ein spielbare Form gebracht. Und sie zeigt das Wesentliche durchgehend umso klarer. Lang ist das Stück immer noch, das fiel jedoch kaum auf; konzentriert folgte das Publikum der gut zweistündigen Aufführung. Den Spannungsbogen unterstützten eine einfallsreiche, aber nicht überladene Kostümierung und das prägnante Bühnenbild.
Geschickt nutzte die 28 Köpfe starke Schauspielerschar in ihrer Momo-Inszenierung das ganze PZ des Schulzentrums, um Ortswechsel oder eine Kinder-Demonstration auch ohne Bühnenumbau plausibel zu machen. Und die bedrohlichen Grauen Herren verbreiteten ihre Kälte mitten im Publikum.

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Akustik verbesserungsfähig

Weniger geeignet ist die Akustik des Raums. Der schluckt viel vom Gesprochenen, gerade wenn er so erfreulich voll ist. Zumal weniger erfahrene Sprecher erst noch ein Gefühl für die richtige Lautstärke entwickeln müssen, um, vielleicht besser unterstützt von weiter hinten aufgestellten Lautsprechern, auch die hinteren Zuschauer zu erreichen.
Die Zuschauer sparten nicht an Applaus und gaben am Ausgang so manchen Euro zugunsten der weiteren Theater-Arbeit in die Hüte der Grauen Herren. Aber keine Lebenszeit für die „Zeit-Sparkasse“.

Fotos von der Momo-Aufführung in Wolbeck

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