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Sweelinck zum 400. – Huygens-Consort singt in Hiltrup

Münster-Hiltrup. Sehr religiös geprägt war da Konzert in St. Clemens mit dem Huygens-Consort aus den Niederlanden. Vor allem Psalmen finden sich hier in Klang umgesetzt.

Die Vertonung der Psalmen ist nicht dramatisch, nicht aufgeregt – trotz der Gefühle in im Grunde dramatischen Situationen, ist doch die Rede von Bitten um Hilfe in der Not. Dennoch sind die Vertonungen zurückgenommen, eher kontemplativ. Das Geschehen ist wohl in einer anderen Dimension zu lesen. Verständlich eher in der tiefer gläubigen Gedankenwelt, die es damals gab, vor 400 Jahren.

Der Schöpfer dieser Musik war der 1562 geborene Jan Pieterszoon Sweelinck, zu seinem 400. Todestag fand das Konzert statt mit Henk Plas an der Orgel und dem Vokal-Quartett mit Lin de Jong, Sopran, Henriëtte van der Laan, Alt, Hans Tijssen, Tenor, und André Geerts, Bass. Bei mehreren Werken ergänzte Plas als Tenor seine ehemaligen Kommilitonen.

Vor dem zweiten Orgelstück, Variationen über Psalm 116, stellte das Quartett spontan eine Vertonung als Gesang. Das habe Sweelinck öfter so gehalten, da die Klänge für viele Menschen neu waren und er, Inhaber der wichtigen Organisten-Stelle an der Oude Kerk in Amsterdam, die Gläubigen so an sie gewöhnen konnte, erklärte Plas. Damals war Sweelinck besonders für seine Vokal-Stücke bekannt, heute über seine Instrumental-Werke. Das Konzert zu seinem Todestag würdigte nun beides. Am Ende des gut besuchten Konzerts war der Applaus reichlich. Zuletzt hatte das Huygens-Consort 2019 in Alt St. Clemens gesungen, 2006 bestritt es in St. Clemens eine geistliche Abendmusik mit Werken aus evangelischer und katholischer Tradition. Beides fand sich auch bei Sweelinck. Nachdem Sweelinck 1577 als Fünfzehnjähriger die Stelle als Organist übernommen hatte, wurde Amsterdam ein Jahr später calvinistisch. Nicht sofort wurde die strenge calvinistische Ordnung eingeführt; Elemente des alten Ritus‘ blieben erhalten. Sweelincks „Cantiones Sacrae“, von denen einer am Sonntag zu hören war, beruhen auf römisch-katholischen Texten in lateinischer Sprache.

Einen Umbruch gab es durch den Calvinismus in der Kultur des Orgelspielens: Die Organisten mussten vor und nach dem Gottesdienst die Orgel spielen und wochentags öffentliche Konzerte geben. Es entwickelte sich allmählich eine bürgerliche Konzertpraxis.

Sweelincks aufgeführtes Werk zum 121. Psalm stand schon 2006 in Hiltrup auf dem Programm.

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