Studienberater der WWU Münster rufen zum Endspurt auf

"Morgen fange ich mit der Hausarbeit an." "Ab nächster Woche gehe ich regelmäßig zum Sport." "Am Wochenende putze ich die Wohnung." Wer kennt sie nicht, die guten Vorsätze, die man oft vor sich herschiebt? Meistens ist das normal und unbedenklich, denn unangenehme und anstrengende Dinge vertagt der Mensch nun mal gerne.

Projekt der ZSB Münster soll Langzeitstudierende unterstützen, ihr Studium zu beenden

Es gibt aber auch ernst zu nehmende Aufschiebe-Probleme – und diese nicht selten in der Universität, wo ständig Abgabe- und Anmeldefristen sowie Klausurtermine einzuhalten sind. Im schlimmsten Fall kann die Angst vor der Auseinandersetzung mit einem Professor, der übergroße Respekt vor einem schwierigen Thema oder die Frage danach, wie es nach dem Studium weitergeht, dazu führen, dass es gar nicht erst zu einem Abschluss kommt.

Die Zentrale Studienberatung (ZSB) hat ein Projekt auf den Weg gebracht, das sich an Langzeitstudierende in auslaufenden Studiengängen richtet. Der Name ist Programm: "Endspurt". Studierende, die die Regelstudienzeit zum Teil weit überschritten haben, sollen durch das Projekt unterstützt werden. "Die Klientel wird heterogen sein. Es können Studierende kommen, die nur noch einen Schein brauchen – diese letzte Prüfung aber schon seit mehreren Semestern oder gar Jahren hinauszögern", erklärt Amrit Malhotra, die das Projekt verantwortet. Die Diplom-Pädagogin, die zurzeit eine Ausbildung in "Personenzentrierter Beratung" absolviert, besetzt die eigens zu diesem Zweck eingerichtete und aus Studienbeiträgen finanzierte Stelle in der ZSB. Genauso willkommen seien auch Studierende, die verdrängt haben, wo sie genau im Studium stehen. Allen gemein ist der innere und äußere Druck, da ihre Studiengänge in absehbarer Zeit auslaufen. Das bedeutet, dass sie sich entweder bis zum "Tag X" für die Examensarbeit oder -prüfung angemeldet haben müssen oder ihr Studium schlicht umsonst war.

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"Mit diesem Angebot möchten wir Betroffene aus ihrem 'entschiedenen Vielleicht' herausholen. Natürlich mit dem vorrangigen Ziel, dass sie ihr Studium beenden", erläutert Peter Schott, Leiter der ZSB. Dabei geht Amrit Malhotra nicht nach einem festgelegten Schema vor. "Jeder Fall beziehungsweise Klient muss individuell behandelt werden. Bei manchen Langzeitstudenten reicht vielleicht eine Sitzung, in der sie sich ihr Anliegen von der Seele reden können, aus", erwartet die 29-Jährige. Andere müssten erst deutlich und über mehrere Sitzungen mit ihren Problemen konfrontiert werden, damit sie aktiv werden. Wichtig sei immer, dass sich die Studierenden dadurch nicht angegriffen oder weniger wertgeschätzt fühlten. Interessierte können Einzelsitzungen mit der Beraterin vereinbaren. Das "Endspurt"-Angebot umfasst aber auch Gruppenstunden und Workshops. "In den Gruppensitzungen merken sie, dass sie nicht allein sind mit ihrem Problem, und können sich beispielsweise zu Lerngruppen zusammentun", weiß Amrit Malhotra.

Zwar haben noch nicht alle Studiengänge bereits eine Auslaufordnung und somit auch noch keinen festen Endtermin. "Es ist trotzdem wichtig, schon jetzt ein Warnsignal zu geben. Denn je früher die Studierenden von der Deadline wissen und sich damit auseinandersetzen, desto größer sind die Chancen, dass es am Ende mit dem Studienabschluss hinhaut", ist sich Peter Schott sicher.