Stadt und Fachhochschule Münster präsentieren Handbuch zu barrierearmer Gestaltung von Printmedien

Münster. So fundiert, spannend oder wichtig eine Information auch ist, nur gut präsentiert wird sie in der vielfältigen Medienwelt auch wahrgenommen. Doch manche Schriften, Farben und Formen sind von vielen Menschen nicht oder nur schlecht zu erkennen. Wie muss also eine Broschüre gestaltet sein, damit sie von vielen gut zu lesen ist? Antworten geben die Stadt Münster und die Fachhochschule Münster in dem neuen Handbuch "Gut gestaltet – gut zu lesen". Das teilt das Presse- und Informationsamt der Stadt Münster am 19.10.2006 mit.

In einem gemeinsamen Projekt haben das Presse- und Informationsamt, die Koordinierungsstelle für Behindertenfragen im Sozialamt und der Fachbereich Design der Fachhochschule nach schlichten Grundregeln für eine möglichst barrierearme Gestaltung gesucht. Dabei geht es nicht nur um Vorteile für Menschen mit echten Sehbehinderungen, schon bei leichten Sehstörungen sind die richtige Schriftgröße, kontrastreiche Farbkombinationen und Schriften ohne Schnörkel eine echte Erleichterung.

"Von einer barrierearmen Gestaltung profitiert nicht nur der steigende Anteil älterer Menschen", beschreibt die städtische Redakteurin Ute Kutschera die Motivation für das Projekt. Eine übersichtliche Gliederung und eine einfache Sprache vereinfachten die Informationsaufnahme auch für Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, die ein geringes Bildungsniveau haben oder lernbehindert sind.

Und das muss nicht kompliziert oder teuer sein. "Gestaltung zielt nicht nur auf Ästhetik, sie muss funktionieren, die Inhalte optimal ermitteln", sagt Prof. Cordula Hesselbarth, Dekanin des Fachbereichs Design, die das Projekt begleitete. In Anja Spinne fand sie eine Grafikdesignerin und ehemalige FH-Studentin, die auf der Grundlage einer Studienarbeit mit den beteiligten Ämtern, im Austausch mit Betroffenen und dem Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen (BSVW) das Handbuch erarbeitete.

Rolli-Schrift: Piktogramme informieren

Dessen Praxistauglichkeit testeten die Informationsgrafiker Christian Büning und Elisabeth Schwarz. Sie entwarfen exemplarisch ein  Corporate Design für Veröffentlichungen der städtischen Koordinierungsstelle für Behindertenfragen. "Für unsere Zielgruppe sind bei Publikationen auch Angaben zu speziellen Hilfen und zur Zugänglichkeit des Gebäudes wichtig", sagt Behindertenbeauftragte Doris Rüter. "Gibt es eine Rampe, ein behindertengerechtes WC oder Mitarbeiter mit Gebärdensprachkenntnissen?"

Um solche Informationen anschaulich und übersichtlich zu vermitteln, entwickelten Büning und Schwarz die Piktogramm-Schrift "Rolli". Sie ist auf allen städtischen Computern installiert.

Handbuch und Rolli-Schrift haben den BSVW so überzeugt, dass er sie bei seinen landesweiten Fortbildungsveranstaltungen vorstellen wird. Ab November informiert er damit Kommunen über die Anforderungen des Behindertengleichstellungsgesetzes zur Gestaltung von Dokumenten.