Münster-Wolbeck. Ohne Maß schwelgte er an der reich gedeckten Tafel der Fürstin Gallitzin, doch zum Abrunden lernte er Pumpernickel mit Butter lieben. Johann Georg Hamann war Philosoph, ökumenisch gesonnener Theologe und Schriftsteller und wurde ein Freund der Fürstin Amalie von Gallitzin.
Den sinnesfrohen Freund der Fürstin präsentierten am Nachmittag des 9. Februar 2006 Sigrid Bernitz, selbst in Ostpreußen geboren, und Gerhard Stuckstätte im AWO-Treff an der Hofstraße.
Wie die Gräfin suchte Hamann in Münster die Nähe geistesverwandter Seelen. Poesie, schrieb er, sei „die Muttersprache des menschlichen Geschlechts“, jeder Mensch ein Dichter und Gott selbst der höchste Poet. Die Gräfin und Franz Kaspar Buchholtz hatten ihn, den Goethe als „hellsten Kopf seiner Zeit“ würdigte, nach Lektüre seiner „Sokratischen Denkwürdigkeiten“ eingeladen. Ihr seien seine „Worte ins Herz gefahren“, schrieb sie.
Hamann freute sich, in Münster und Angelmodde „Brüder von Blut und Gemüt“ zu finden. „Münster und nicht Weimar ist der Ort, an dem ich mich zu erwärmen und zu verjüngen hoffe.“ Er hatte „Magen und Eingeweide“ ebenso wenig in seiner Gewalt wie das unersättliche Lesen. Hamann behielt seinen guten Appetit; dramatisch schildert der kranke, korpulente 57-Jährige seine Mühe beim Erklimmen der Angelmodder Brücke, der Schemm. Doch die nahe Tafel beschwingte seine Beine, schreibt er in einem Brief. „Was für eine Welt hier in Münster? Wieviel wird es kosten, sich wieder zu entwöhnen, woran man sich großgesogen hat?“ Den Weg nach Angelmodde schilderte er als recht holprig. Nach knapp einem Jahr in Münster starb er 1788 am Tag seiner Abreise.
Bernitz führte in das Leben des ohne Studienabschluss zu intellektuellen Ehren Gekommenen ein.
Die Gäste der AWO dankten nicht nur mit Applaus, sondern sangen ungeplant sämtliche Strophen von „Der Mond ist aufgegangen“. Matthias Claudius soll es unter dem Einfluss Hamanns verfasst haben.