Seltenes in St. Martinus: Kantor Benedikt Bonelli spielte Schmidts „Chaconne“

Sendenhorst/Kreis Warendorf. Mit Barock und Moderne eröffnete der Kantor von St. Martinus  am 30.04.2007 das kirchenmusikalische Programm. Die verbindende Klammer dieses sonntäglichen Konzerts schuf Benedikt Bonelli mit Franz Schmidts Zwischenspiel aus der Oper „Notre Dame“ und der Chaconne in cis“.

Benedikt Bonelli und Heinrich Wiegard, St. Martinus, Sendenhorst Im Zwischenspiel liefert der in Deutschland zu Unrecht wenig gespielte Wiener Komponist eine persönliche Lesart des tragischen Stoffes der Esmeralda. Der deutsch-österreichische Bürger des damaligen Vielvölkerstaates lasse in sein Werk immer wieder unterschiedliche kulturelle Traditionen einfließen, erläuterte Bonelli. Ein ungewöhnliches Werk ist die Chaconne; eines der größten in sich geschlossenen Orgelwerke überhaupt. Und ein in der Notation hochkomplexes Werk – Bonelli zeigte sich froh, es sich im Studium erarbeitet zu haben. Schmidt meistert in der Art einer Symphonie die Aufgabe, die Melodie immer neu zu wenden und zu entwickeln.Bonellis kleine Werk-Einführungen stellten die Musik in den Vordergrund, doch er erinnerte auch an Bachs aufbrausenden Charakter und den nicht ganz durchsichtigen, handgreiflichen Streit um den „Zippel-Fagottisten“ und Bachs mehrwöchigen Gefängnisaufenthalt. Dass die am Sonntag gespielten Werke „Herr Jesu Christ, dich zu uns wend“ und weitere Stücke aus dem „Orgelbüchlein“ in der Haftzeit entstanden seien, sei jedoch eine Legende.

Seltenes in St. Martinus: Kantor Benedikt Bonelli spielte Schmidts „Chaconne“ 1 Nach Bach ging es mit Thomas Daniel Schlees „Cantilène“ in die Moderne. Wo moderne Zeitgenossen es schwer haben, überhaupt es Neues zu schaffen, gelingt Schlee eine eigene Klangkomposition, deren Entfaltung der Hörer zu folgen vermag. Schlee, 1957 geboren, wirkt als Intendant, Musikverleger und Komponist. Schlee sei übrigens ein überzeugter Christ, sagte Bonelli nach dem Konzert; er habe auch eine Komposition zum Weltjugendtag in Köln 2005 beigesteuert.

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Benedikt Bonelli an der Orgel in Sendenhorst Am Rande des Konzerts warben Bonelli und Heinrich Wiegard, Vorsitzender des Fördervereins „Freunde der Kirchenmusik an St. Martin e.V.“ um Spenden für die Orgel-Komplettierung. Die Register 4’ und Clairon harmonique d’ sind schon seit Dezember eingebaut, aber noch nicht ganz bezahlt.

Das Konzert war der Auftakt der kirchenmusikalischen Konzerte 2007, die im 7. Sendenhorster Orgelherbst enden. Im Juni wird mit großem Aufgebot „Der Messias“ von Georg Friedrich Händel aufgeführt. Die Aufführung mit Solisten, dem Kammerorchester Lorson und dem Kirchenchor St. Martin beginnt am 3. Juni um 18 Uhr.