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Selbstbewusst auf Jobsuche: arbeitslose Frauen mit Selbstmarketing

Münster.Vielen älteren Arbeitslosen fehlt es nicht an beruflicher Kompetenz. Ihre Bewerbungen scheitern häufig an mangelndem Selbstbewusstsein. In Münster lernen deshalb arbeitsuchende Frauen, sich bei der Jobsuche besser zu verkaufen. „Attraktiv“ heißt das neue Projekt der Arbeitsgemeinschaft Münster (AMS). Es ist Teil des Programms „Perspektive 50 plus“.

Neues Projekt der Arbeitsgemeinschaft Münster: Mit „Attraktiv“ verbessern arbeitslose Frauen ihr Selbstmarketing

Über 27 Jahre blieb Christine Bauer ein und demselben Unternehmen treu. Dann wurde die Spedition aufgelöst und die gelernte Speditionskauffrau verlor von heute auf morgen ihre sicher geglaubte Lebensstellung. Das war 2003 und für die damals fast 50-jährige Münsteranerin der Beginn frustrierender Jahre. Arbeitslosigkeit, unterbrochen von Qualifizierungen und befristeten Jobs ohne nachhaltige Perspektive, prägten nun das Leben von Christine Bauer. Sogar eine Arbeit als Pförtnerin nahm sie an, um Hartz IV zu entgehen. „Man macht und tut, ohne wirklich voranzukommen“, stellt die heute 56-Jährige im Rückblick fest. Fast hatte sie sich damit abgefunden, zu alt für den Arbeitsmarkt zu sein.

AMS-Projekt „Attraktiv“

Mit dem Einstieg in das AMS-Projekt „Attraktiv“ ist die Zuversicht zurückgekehrt. Seit Mitte April arbeitet Christine Bauer mit neun weiteren Frauen intensiv daran, ihre Chancen auf Arbeit und Auskommen zu verbessern – mit erprobten Instrumenten wie Bewerbungstrainings oder Praktika und mit unkonventionellen Mitteln. Das Neue an „Attraktiv“: Zum Coaching gehören eine Farb- und Stilberatung, Besuche bei Kosmetikerin und Friseur. „Nur wer sich in seiner Haut wohlfühlt, kann überzeugend bei Arbeitgebern auftreten“, erläutert Projektleiterin Tanja Wittek. Die AMS-Arbeitsvermittlerin weiß: Älteren Menschen, die nach vielen Jahren unverschuldet den Job verloren haben, mangelt es oft an Selbstbewusstsein. „Im Projekt arbeiten wir am Selbstmarketing. Dazu gehört auch ein gepflegtes, authentisches Erscheinungsbild.“

Bewerbungsmappe

Attraktiv soll auch die Bewerbungsmappe sein. Die Frauen erarbeiten sie gemeinsam mit einem Grafiker. Die Bewerbungsfotos aus dem Fotostudio entsprechen nicht den üblichen Erwartungen. „Layout und Fotos spiegeln die Bewerbungssituation der älteren Bewerberinnen wider. Die Mappe soll Aufmerksamkeit erregen, ohne aufdringlich zu sein“, so Tanja Wittek. Im laufenden Jahr unterstützt die Diplom-Pädagogin mit „Attraktiv“ 40 Frauen bei der Eingliederung in den Arbeitsmarkt.

Auch ohne Unterstützung der Hochglanzmappe

Christine Bauer findet ihre Fotos und die Mappe sehr gelungen. Erste Bewerbungen hat sie bereits auf den Weg gebracht. Das Praktikum, das sie im Juli antritt, ergatterte sie aber noch ohne Unterstützung der Hochglanzmappe. „Ich bin einfach auf die Firma zugegangen und hab’ gefragt. Das hätte ich mich vor dem Projekt nicht getraut“, sagt die Speditionskauffrau. Was sie besonders freut: Eine Spedition gibt ihr die Chance, das Wissen in ihrem erlernten Beruf aufzufrischen. – Informationen für interessierte Arbeitgeber: Tel. 6 09 18-6.

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