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Séférian mit „Chor“ auf Gut Brückhausen

Chansons begeistern den Saal bei Ereignis mit dem Kulturkreis Everswinkel

Alverskirchen. Draußen fliegt der Schnee waagerecht, im Herrenhaus von Brückhausen leuchten Glockenblumen auf dem Kamin, und vor ihnen erklingen Premiere und Jubiläums-Revival für den   Kulturkreis Everswinkel, denn Jean-Claude Séférian und seine Frau und Pianistin Christiane Rieger-Séférian sind am Freitagabend zu Gast. Mit „Crême de la crême“. Warm macht es die enge Menge im vollen Saal, wärmer es das Duo, klimatisch vom südlichen Ort der Inspiration für so manches Lied, seelisch vom Herzen her, trotz „kalter“ Anlässe für manchen der Chansons. Mit „Boum“ legen die beiden los – das kann ein intensiver Abend werden. Ein ruhiger Gegenpol: Trenets „La mer“.

Von der Piaf gibt Séférian ein Lied der Zuversicht mitten aus einem Europa in Trümmern, „La vie en rose“ – „ich hab‘ drauf gehofft“, entfährt es einer aus dem Publikum. Für die Piaf geschrieben hat Georges Moustaki, wie Séférian eine Vier-Länder-Frucht, und auch Moustaki schrieb eine Ode an ein Meer: „En mediterranée“, eine Reise in eine Jugend.

Viel dreht sich um auch mal schwere Liebe: Wenn Jacques Brel nichts hat als die Liebe, wenn Barbara in „Göttingen“ einen schweren Schritt zur deutsch-französischen Verständigung macht, und Brels Warten auf Madeleine im atemlosen Stimmbänder-Rasen Séférians erstaunt und amüsiert. Gern flechten Sänger und Pianistin die eigene Beziehung ein, die Séférian von Paris nach Münster führte.

„Ich habe versucht“, erklärt er den Titel des Konzerts, „die schönsten Lieder auszuwählen, die ich kenne.“ Auch noch ein Zuversicht spendendes Lied, diesmal von Bécaud: „L’important c’est la rose“.

Station machte des Chansonniers Reise durch West- und Nordeuropa in der Pause in einem Land mit Wein und Käse, dem Münsterland, der Wein gestiftet von Freiherr Franz von Twickel und Freifrau Franziska von Twickel, dazu dreierlei Käse von nebenan, von Christoph Gerd-Holling und Familie.

Weiter geht es mit einem Piano-Solo von Christiane Rieger-Séférian, von George Winston auf Basis eines ukrainischen Volksliedes, der Ukraine gewidmet. Das eindringliche Stück „Carol Bells“ „versucht Friedens-Glocken läuten zu lassen“, erklärt die Pianistin, es traf einen Nerv des Publikums. Tief unter die Haut geht Adamos „Inshallah“, mit Inbrunst vorgetragen.

„J’ai chanté“ muss er nicht allein singen: Wenn es auch auf seinen Interpreten Séférian mehr zutrifft als die Gäste, hier singt fast der ganze Saal vernehmlich mit. Das war der Gipfel des Mitsingens, den die Gäste peu à peu bestiegen, denn das Duo bot dazu mehrfach Gelegenheit, erst ein wenig, dann als Hintergrund-Chor: „So einen Chor habe ich lange nicht gehabt“, sagt er. Bei „Ganz Paris träumt von der Liebe“ waren es noch nur einige Frauen, die leise mitsangen.

Für den Kulturkreis Everswinkel markierte seine Premiere als Veranstalter im Herrenhaus auch das Ende eines Verschiebens eines lange geplanten Ereignisses zum 25-jährigen Jubiläum, eigentlich 2021 fällig. Und dazu sollte eben jenes deutsch-französische Duo erneut auftreten, das eines der ersten Konzerte des neuen Kulturkreises Everswinkel im Rathaus Everswinkel bestritten hatte, bei „Die Welt zu Gast in Everswinkel“, und offensichtlich beste Erinnerungen hinterließ. So bei Mone Reinker und Henrik Leidreiter, beide Gründungsmitglieder des Kreises und damals bei Séférian dabei: „Da war er der Erste“. Leidreiter kennt Séférian schon lange – aus dem Musikstudium in Münster. So scherzen beide Musiker zum Ende des Konzerts, nach einigen Zugaben: „Du bist so klein geworden!“ – „Ich knie vor dir.“

Zur Historie von Gut Brückhausen

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