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Schauspieler boten Platt des Münsterlandes im Drostenhof

Münster-Wolbeck. „Jahreszeitliches im Platt des Münsterlandes“ – das klingt nach reichlich alten Geschichten und einer versunkenen Sprache „unzivilisierter Bauern“ aus dem Hinterland; „Sünte Klaos un Middewinter", Titel des Vortrag am 2. Dezember 2006 im Drostenhof zu Wolbeck, noch dazu nach Salbungsvollem rund um den Nikolaus.

Beim Vortrag von Hannes Demming und Elisabeth Georges konnte man sich am Samstagabend eines Besseren belehren lassen. Belehren? Begeistern und mitreißen lassen konnten sich auch jene, die das Platt des Münsterlandes nie oder nicht richtig gelernt haben.

Die Schwierigkeiten mit dem Platt gaben viel Gelegenheit zum Austausch. Da kam jemand aus dem Sauerland, das ein Platt mit weit mehr Doppel- und Dreifach-Vokalen pflegt, wie Norbert Johannimloh, Autor aus Wolbeck und ein Freund von Demming, erzählte. Ein anderer aus Schaumburg-Lippe, dem hannoverschen Platt verbunden. Dort eine Wolbeckerin, die im münsterischen Elternhaus das Platt nie zu hören bekam, es in der Familie einer Freundin lernte. Und wieder anders ist das Platt vom Niederrhein. Und wer etwa „Tüsken Angel un Deergaoren“ aus der Feder der Wolbecker Autorin Illa Andreae lesend zu verstehen vermag, musste feststellen, das Hörverstehen etwas anderes ist.

Wo es spontanes Lachen gab und ein inneres Strahlen in den Gesichtern, da saßen die mit dem münsterländer Platt Aufgewachsenen. Bei den anderen war extreme Konzentration und Kombinationsvermögen gefragt. Und die Einsicht, dass man eben doch nicht alles versteht. Kein Wunder bei dem von Ort zu Ort verschiedenen Vokabular: Schon in einem Umkreis von 20 Kilometern um seinen Heimatort gab es ein halbes Dutzend Varianten des Wortes für „Tisch“, berichtete Hans Rath.

Die Texte waren vielfältig bei dieser letzten Veranstaltung des Förderkreises Drostenhof in diesem Jahr. Teils Übersetzungen aus dem Hochdeutschen, teils selbstverfasst von Hannes Demming, der wie Georges unter anderem Schauspieler an der Niederdeutschen Bühne in Münster ist. Von Winter und Advent, Nikolaus und Weihnachten bis hin zu Neujahr handelten die Geschichten und Gedichte. Lebensnah ist das Platt und ein köstlicher Spaß, wenn die Bekämpfung der „Fleigen“ auf dem Jesuskind-Gesicht am Heiligabend zum Abbrennen nicht nur der Krippe führt. Aktuelles kann Holsken-Hannes alias Demming damit auch zur Sprache bringen, so das Migranten-Thema: Sünte Klaos, Sümmeris, Gaisemärten, die Hillige drei Küen, das Kind in Bethlehem: Alles Ausländer. Kritisches zum Lebensstil, wenn es heißt: „Advent, Advent, an di weerd guod verdennt. Sieh wat de Luede rennt.“ Dichten wie Goethe, Sonette dichten wie Shakespeare lässt sich mit dem Platt auch. Seit Oktober zeigt die Niederdeutsche Bühne am Stadttheater Münster den Urfaust auf Platt: „Dat Spiël van Doktor Faust“.

Und das Platt kennt den Nikolaus: „Guede Blaagen hät he gärn. Well’t nich glaöff, de läött gewährn.“

> Nächste Vorstellung „Dat Spiël van Doktor Faust“: Sa., 16.12., 19.30 Uhr.

Weitere Vorstellungen  von ‚Dat Spiël van Doktor Faust‘ an der Niederdeutschen Bühne in Münster:

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