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„Saustark“ auf der Reise durch die Welt: die Winklers und das Rosenau-Trio

Münster-Wolbeck. Für Momente wie diesen leben sie, Helga Becker-Winkler und Martin Winkler vom Rosenau-Trio. Wenn ein Raunen durch das Publikum geht bei der Ankündigung „Komm lieber Mai“, wie jetzt wieder am Samstag im Drostenhof zu Münster-Wolbeck. Etwa zehnmal waren sie schon dort.

Die Kunst war nicht das Fundament, sondern Zusatz für Martin Winkler. Als Achtzehnjähriger radelte er einmal die Woche zu einer Schauspiel-Lehrerin nach Heidelberg. Da war er schon in der kaufmännischen Lehre. Geld hatte er nicht, auch die Eltern nicht. Sein energischer Wunsch beeindruckte die Lehrerin so, das er kostenlose Stunden bekam. 30 Kilometer mit dem Rad waren der Eintritt. Der Berufsweg führte dann ans Theater.
Wo man wenig verdiente.

Für ein Zubrot zum Rundfunk

Für ein Zubrot wandte Winkler sich an den Rundfunk, an den SWR. Im Radio, so bedachte ihn ein Verantwortlicher damals, dürfe man nicht so gefühlsbetont auftreten. Winkler spielte häufig den jugendlichen Liebhaber. Doch sein Sprechen kam an und führte ihn mit Willi Rosenau zusammen, den Ostpreußen und Namensgeber des Trios. Als der 1999 starb, „erbten“ die Winklers seine Haushälterin Helena. Von ihr stammt so manche Anekdote, die der ausdrucksstarke Sprecher schon vor und   auch nach den Auftritten gern im kleinen Kreis erzählt. Da bildet sich schnell eine Menschentraube.

Rosenau-Trio ergänzt sich in Wien

Rosenau und Winkler fehlte noch etwas zu ihrem Start: Da können doch nicht nur Kerls auf der Bühne stehen!, beschied ihn ein Freund. Fündig wurden die beiden durch einen Tipp, der zu Helga Becker nach Wien führte. Die Pianistin hatte sich dort als Begleiterin von Gesangs-Studenten einen Namen gemacht. Der erste Anlauf scheiterte. Mehr Glück hatte der bald verliebte Martin Winkler etwas später. Die ersten Reisen in ganz Deutschland und ins Ausland konnten beginnen. 1962 heirateten sie.

Durch Vermittlung des Auswärtigen Amtes reiste das Trio nach Afrika und machte eine Tournee durch ganz Südamerika. Auch als Sprachförderer: Die Dichtung transportiere Stimmung besser, meint Winkler. Und auch das Trio entdeckt seine Sprache neu: Im Ausland reagiert das Publikum zum Teil an ganz anderen Stellen als in Deutschland. Mehrfach kamen die Globetrotter nach Namibia, auch bekannt als Deutsch-Südwestafrika. Da hatten sie viel schwarzes Publikum. Viele mochten das Englische nicht; ihre Sprache war Zulu und als liebste Fremdsprache das Deutsche, erzählt Winkler. Da sagten auch schon einmal die schwarzen Damen dort zu Winkler: „Gell, wir Deutsche müssen doch zusammenhalten“.

Saustark auf der Reise durch die Welt

In Kassel lockte er einige Jugendliche in eine Vorstellung, die erst meinten: „Auf Mozart stehen wir nicht“. Nachher hieß es: „Das war saustark.“
1928 ist Winkler geboren und noch immer unterwegs. Bis vor wenigen Tagen noch für zwei Wochen auf einer Kreuzfahrt im Mittelmeer und im Schwarzen Meer auf der „Maxim Gorki“. Auf so einem Schiff mit etwa 600 Reisenden, erzählt Helga Becker-Winkler, kommt man noch besser ins Gespräch mit den Leuten. Das bestätigt Holger Bornschier. Der junge Bariton mit der Naturstimme ist seit März 1989 immer wieder mit ihnen unterwegs. Jetzt wieder drei Tage lang mit den Stationen Schloss Gracht in Erftstadt, Wolbeck und Braunschweig, wo es dann um das Lebensbild Mozarts geht. Gern sehen sie auch Gäste wieder; auch im Drostenhof kamen ihnen einige Gesichter bekannt vor.
Ihr Programm ist musikalisch-literarisch wie auch die jetzt im Drostenhof präsentierte Hörfolge „Mozart auf der Reise nach Prag“. Eichendorff, Wiechert, Ostpreußen und das Leben der Haydn, Beethoven, Schubert und Brahms machen sie lebendig.
Dem unsteten Leben zum Trotz war Platz für Familie. Die Tochter der Winkler kümmert sich heute als Redakteurin beim SWR um klassische Musik.
Das Geschäftliche ist schwieriger geworden, sagt Winkler, ohne zu klagen. Vielen Kurorten ist fast die Hälfte der Besucher weggeblieben. Auch aus Osteuropa seien viele qualifizierte Künstler unterwegs. Ihr Renommee führt zu vielen Anfragen, aber, so Winkler, man müsse auch „per Telefon Klinkenputzen“. Und er freut sich, dass das Trio immer wieder nach Wien eingeladen werde.

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