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Rudi Fred Linke ergreift mit Hartmut Ritzerfeld die doppelte Chance für seinen Jugendtraum

Münster. Man solle sich die Träume der Jugend auch erfüllen, ob Porsche, Himalaya-Reise  – oder eben eine Galerie. Sprach Rudi Fred Linke am Dienstagnachmittag bei der Vernissage seiner Galerie vor vielen Gästen im eigens umgebauten Fachwerkhaus am Mühlendamm in Münster. Er hat es getan. Anfang August ergab sich die doppelte Chance, im Europäischen Kunsthof Vicht eine große Zahl der Werke des Beuys-Meisterschülers Hartmut Ritzerfeld zu erwerben und zugleich das Haus anzumieten: Linke griff zu, die Galerie startet mit einem Hochkaräter.

Ritzerfelds Werke, stark im Ausdruck, kräftig in den Farben, meist mit einem klaren Hauptmotiv, waren schon von Belgien bis Moskau zu sehen; sie stehen für eine Renaissance des Expressionismus, den unter anderem er in den 80ern zu etablieren beitrug. Nicht alles ist nur Malerei, spielend und wie beiläufig geht schon mal Gemaltes in Plastik über: „Kein Gardinenbild“.

Das Erdgeschoss erschließt nun 95 Werke; im Obergeschoss stellt Linke eigene Werke aus.
Ritzerfelds Werke sind nicht nur assoziationsreich, sie erschließen sich auch. Da ist das Opus „Beuys am Kreuz“ des „Beuys-Jüngers“, als den ihn Linke sieht, eine Gestalt am Kreuz, einen Rosenkranz um den Hals, aber ohne Arme – da fühlt sich eine Besucherin der Vernissage an den religiösen Text erinnert: „Ich habe keine anderen Hände als eure Hände“. Die christliche Aufforderung zur Nächstenliebe – hier eine Einladung an weitere Beuys-Jünger, weiterhin Kunst zu schaffen? Sagte nicht Ritzerfeld: „Jeder kann ein Künstler sein“?

Das Erkennbare liegt Linke am Herzen, ist in seiner Galerie Programm: So heißt sie „Visible Art“. Mit vielen Kunst-Kreationen kann er wenig anfangen – die letzte Europa-Rundreise war als Suche nach förderwürdigen Jung-Künstlern wenig ergiebig, erzählt er am Rande. Der Rheinländer Ritzerfeld ist ganz sein Geschmack: „Ihn in einem Atemzug mit Van Gogh und Picasso zu nennen ist nur konsequent“, betont Linke in seiner Ansprache und zitiert Ritzerfeld: „Ich bin die Ziege von Picasso“.

 {xtypo_quote_right}  „Ich bin die Ziege von Picasso“ (Hartmut Ritzerfeld) {/xtypo_quote_right}

Wohl auch, weil der Geschichten erzählt, Erlebtes Wochen später in Gemaltes umsetzt. Das machte aus eigenem Erleben Josef  Gülpers deutlich, ein Kunsthistoriker und häufiger Besucher Ritzerfelds. Das erhoffte Erscheinen des Künstlers war kurzfristig gescheitert; Linke hofft, Gespräch und Autogramm-Stunde im Dezember nachholen zu können. Einstweilen bietet der aufwändige Katalog mit zahlreichen Texten Blicke auf den Künstler.
Die Ausstellung Ritzerfeld ist in der Rudi-Fred-Link-Galerie am Mühlendamm 1-3 bis Ende Januar zu sehen; samstags und sonntags ist die Galerie ganzjährig von 12- bis 17 Uhr geöffnet (und nach Vereinbarung 0171 2849977).

Respekt zollte Linke auch den Wolbecker Handwerkern: „Das sind ja Künstler“. Was sie nach Linkes Konzept in zwei Monaten umgesetzt haben, ist nicht zuletzt ein flexibles Raummodell. Zurzeit präsentiert es sich mit vielen Durchgängen, jeder für sich ein neuer Durchblick bis in die letzten Tiefen des  240 Quadratmeter großen Raumes, ein Ausblick auf noch zu Entdeckendes und eine neue Kombination der Werke. Diese genossen die vielen Besucher ausdauernd bei Amuse gueules, Schlumberger Sparkling und zur Musik von Ilona Raasch, Geige, aus Hamburg und ihrem E-Pianisten Matthew Ottenlips.
Viele der Trennwände sind mitsamt der Beleuchtung im Nu verschiebbar – da dürfte die nächste Ausstellung auch räumlich neue Ausblicke eröffnen.

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