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Psychiater beschließt Dienstagsimpulse mit Appell zum Helfen

Münster-Wolbeck. Den Psychiater und Leiter der LWL-Klinik für psychiatrische Behandlung, Betreuung und Pflege in Münster begrüßte zum letzten Dienstagsimpuls  in der ökumenischen Reihe „Was glaubst denn du …?“ Pfarrer Franz Westerkamp im Gottesdienst.

Professor Dr. Thomas Reker begann mit einer aufrüttelnden Frage an jeden einzelnen: Wie würden sie reagieren, wenn sie einen Bekannten wieder treffen, der von einer abgeschlossenen Krankheit erzählt? Und wenn er psychisch krank war, kurz wegen Selbstmord-Gefahr in einer geschlossenen Abteilung? Wohl weniger mit Mitgefühl und Freude an der Genesung, eher mit Unbehagen und vielleicht Angst – und dem Wunsch nach einem schnellen Ende des Gesprächs, so Rekers Einschätzung. „Alles was mit ‘psy’ anfängt, hat ein Geschmäckle, klingt nach Versagen, selber schuld.“

Alles, was mit „psy“ anfängt

Reagiert werde meist mit Rückzug und Ausgrenzung des Kranken.  so bekämen psychisch Kranke noch ein Stigma „oben drauf“ auf die ohnehin vorhandenen Symptome. „Sie tragen eine doppelte Last“.Der Tod des Torwarts  Robert Enke habe „einiges aus dem Tabu geholt“ und klargemacht: Depression kann jeden treffen, auch den Erfolgreichen, und der so Kranke leidet nicht nur an der Krankheit, sondern auch am Stigma. An der Angst, dass Kollegen, Nachbarn, Gemeinde sie ausschließen, wenn sie davon erfahren.
Das   bundesweite „Bündnis gegen Depression“, dessen Sprecher in Münster Reker ist,  wolle Wege zur Behandlung erleichtern.
Zum „Was glaubst denn du …?“ verwies Reker zum einen auf das Evangelium, in dem Jesus auch zu den Zöllnern und Sündern geht. Ausgrenzung „passt nicht mit der Nachfolge Jesu zusammen. Das geht nicht, das glaube ich.“
Er habe nach katholischer Kindheit, Messdiener- und Pfadfinderdasein den „Glauben nicht verloren, aber ein bisschen davon weggekommen“, sei Mitglied einer linken Studierendengruppe gewesen und habe sich dem Zen gewidmet. „Gott sei Dank bin ich seit einigen Jahren wieder zu Hause in meinem Glauben.“ Mit dem Glauben sei das Leben „einfacher , schöner, erfüllter“. Der Christ dürfe aber nicht die Hände in den  Schoß legen, habe die Pflicht, sich „zu bemühen, gerade wenn es um Dinge geht die uns fremd sind.“
So schloss Reker mit dem Appell: „Fragen Sie, helfen Sie!“. Wie zur Bestätigung sagte Westerkamp im Gebet vor dem Sanctus über Jesus: „den Bedrängten und Verzweifelten war er ein Bruder“.
Internet: www.buendnis-depression.de

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