Podium: Kulturelles Erbe in Gefahr

Diskussion zur umstrittenen Neufassung des nordrhein-westfälischen Denkmalschutzgesetzes / Universität Münster lädt Interessierte ein

Zu einem Podium über das umstrittene neue Denkmalschutzgesetz in Nordrhein-Westfalen (NRW) lädt das Institut für Kunstgeschichte der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster für Mittwoch, 30. März, ein. Die Veranstaltung beginnt um 16 Uhr im Hörsaal F5 des Fürstenberghauses am Domplatz 20-22. Willkommen sind neben Studierenden und Fachkollegen auch alle interessierten Bürgerinnen und Bürger. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Experten aus kunst- und architekturgeschichtlichen Fächern von sechs nordrhein-westfälischen Hochschulen diskutieren mit den Teilnehmern über mögliche Folgen der Novelle.

Ablehnung der Hochschul-Kräfte „nahezu einhellig“

„Die Hochschullehrerinnen und -lehrer in NRW, die sich fachlich mit Denkmälern und Denkmalpflege beschäftigen, lehnen die Neufassung des Denkmalschutzgesetzes nahezu einhellig ab“, erläutert Prof. Dr. Jens Niebaum. Der Kunsthistoriker von der WWU Münster hat die Diskussion mit seinem Kollegen Prof. Dr. Wolfgang Sonne von der TU Dortmund organisiert. Mitte Februar sei der dritte Entwurf eines neuen Denkmalschutzgesetzes für NRW in den Landtag eingebracht worden, über das Anfang April debattiert werde. Bereits am 1. Juni 2022 soll es demnach in Kraft treten.

Jens Niebaum und Wolfgang Sonne befürchten dadurch „deutliche Verschlechterungen aus denkmalpflegerischer Sicht gegenüber dem derzeit gültigen Gesetz.“ Die Relevanz der fachlichen Beurteilung würde geschwächt, sachfremde Belange zum Nachteil der Denkmäler würden eingeführt, Sonderrollen für Kirchen und andere Religionsgemeinschaften geschaffen sowie behördliche Strukturen und Verfahren verkompliziert. „Dagegen formiert sich ein breiter, vor allem von fachlicher Seite artikulierter und organisierter Widerstand“, unterstreichen die beiden Wissenschaftler. „Nach den Stimmen von Denkmalpflegern, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und anderen möchten wir als Hochschullehrer uns nun deutlich vernehmbar in der Debatte zu Wort melden.“ Sie ermutigen besonders Studierende zur Teilnahme, deren berufliche Perspektiven sie ebenso in Gefahren sehen wie das kulturelle Erbe.